Niagara-Minneapolis

10.-20. Juli 2012     

Andere Länder – Andere Sitten

Von Baltimore bis nach Minneapolis waren es ca.3000km. Die ersten Eindrücke vom Land sind überwältigend.  Es gibt so viel Neues zu entdecken und vieles ist erschreckend, belustigend oder einfach nur schön. Ich versuche es einfach mal in Worte zu fassen.

Auf den Strassen geht es recht ruhig zu. Es wird nicht gleich gehupt oder dicht aufgefahren, wenn man mal etwas langsamer unterwegs ist. Auf den Highways herrscht ein Geschwindigkeitslimit von 55 oder 65 Meilen pro Stunden. Das sind umgerechnet ca. 95 – 110 km/h.  Die Trucks sind auf der Strasse keine Hindernisse. Sie überholen mich, während ich mich auf der rechten Spur an die Geschwindigkeitslimite halte. Meistens geht es gerade aus und nicht sehr spektakulär zu und her. Es ist sehr ermüdend so zu fahren. Dazu kommt die Hitze, es herrschen Temperaturen zw. 30 und 38 Grad. Alle 1-2 h muss ich eine Pause einlegen. 

Die Hitze hält nun schon sehr lange an. In Wisnonsin ist seit gut 2 Monaten kein Regen mehr gefallen. Das Gras ist verbrannt und braun, die Feuergefahr wird mittlerweile als „Extrem“ eingestuft. Man kann ganz gut erkennen, wer hier Geld hat um seinen Garten zu bewässern. Vorallem in den Wäldern sieht es sehr schlimm aus, kleine junge Bäume vertrocknen gnadenlos, alles ist staubtrocken.

Meine ersten Besuche im Walmart waren nicht so spektakulär, dass was ich suchte gab es nicht. Ausserdem kannte ich den Walmart von früheren USA Besuchen. Was mir allerdings neu auffiel war, dass es hier Buggies für die richtig breiten Leute gibt. Sie bewegen sich natürlich so wenig wie möglich, damit sie ja nicht noch mehr Kalorien verbrauchen. Ein grosser Wagen ist vorn angehangen, damit sie die fettfreien Jogurts gleich massenweise horten können. Dazu kommen ein paar Crackers, Süsskram, Eis, Schlagsahne, Marshmallows und haufenweise Süssgetränke. Alles wird natürlich in übergrossen Mengen gekauft, dass sie sich in der nächsten Woche nicht mehr bewegen müssen. Sehr gesund!

Am Lake Ontario finde ich einen privaten kleinen Campingplatz. Dieser wird von Roger und Mary Cay geführt. Sie sind sehr nett und nehmen mich in ihre kleine Camperfamilie herzlich auf. Eigentlich wollte ich nicht lang bleiben, nur eine Nacht. Am Ende blieb ich 3 Nächte bei Ihnen. Von hier aus war es nicht weit bis zu den Niagarafällen – wie praktisch. Gleich am ersten Tag luden sie mich zu einem Glas Wein ein, am Nachmittag! Wir unterhielten uns über verschiedene Dinge. Sie erzählten mir, dass sie in den Sommermonaten am Lake Ontario sind und in den Wintermonaten in den Süden ziehen, nach Florida. Ich hatte einige Monate zuvor einen Bericht im Globetrotter gelesen, der genau dieses Verhalten beschrieb. Unglaublich aber wahr, ich hatte Snowbirds kennengelernt. Es war lustig diese Geschichten live zu hören. Mary Cay hasst den Winter und sie kann sich kaum daran erinnern, wann sie das letzte Mal lange Hosen trug. Hier am Lake Ontario hatten sie einen relativ grossen Camper stehen. Roger erzählte mir stolz, dass morgen der neue Camper ankommen würde, jener sei etwas grösser. Ich staunte nicht schlecht, als ich das rollende Eigenheim sah. Riesiges Wohnzimmer mit sehr grossen Flachbildschirm, einem Kamin, einer kompletten Einbauküche mit allem Drum und Dran, riesiges Schlafzimmer mit Bad und natürlich alles klimatisiert! Nach einer schönen Zeit, heisst es auch auf Reisen Abschied nehmen und ich zog weiter. Ein bisschen traurig war ich schon. Würde ich nochmal so tolle Leute treffen? Vielen Dank an Roger & Mary Cay und ihr Schwester: Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei euch!

Ich fuhr südlich vom Lake Erie den Highway Richtung Cleveland entlang. Da überholte mich ein Auto, es hupte wie wild, es wurde gewunken und gegrüsst. Bei McDonald traf ich dann die beiden wieder. Es waren Basti und Didi aus Deutschland. Sie überschlugen sich förmlich vor Begeisterung und konnten es kaum glauben, ein bekanntes Nummernschild auf den Highway gesehen zu haben. Beide haben mich spontan zu einem BBQ (Grillerchen) eingeladen. Wir trafen uns 2 h später an einem Haus am Lake Erie (welches Basti bewohnte) wieder. Es war ein lustiger Abend. Vielen Dank an Basti und Didi, dass ihr mir mit dem GPS geholfen habt. Hoffentlich kommt es pünktlich an.

Auf dem Weg zum Lake Michigan, besuchte ich Kelley Island. Eine kleine gemütliche Insel im Lake Erie. Ich verbrachte dort einen Nachmittag und genoss die Sonne und den kleinen Strand. Um die Insel zu erkunden, konnte man einen Golfbuggi oder ein Fahrrad mieten. Leider hatte ich meinen Führerschein nicht dabei, ich war sehr überrascht, dass ich jenen vorweisen muss um ein Fahrrad zu mieten…

Zurück auf dem Festland: Als ich mein Zelt im Camp aufstellte, fragte mich die Nachbarin ob ich Hunger hätte. Sie würde mir gern eine Hühnchen-Bohnen-Suppe anbieten. Ich setze mich in die Runde und war wieder sehr freundlich aufgenommen worden. Bob und Barbara waren Lehrer und hatten nun Ferien. Sie hatten einen der riesigen Camper auf dem Platz. Ein befreundetes Pärchen ihrerseits war ebenso anwesend und sie gaben mir einige gute Tipps für Westamerika. Am Abend wollte ich duschen gehen, aber die Dusche auf dem Campingplatz funktionierte nicht. Ich durfte bei Bob und Barbara im rollenden Einfamilienhaus duschen. Vielen Dank für die vielen Tipps und eure Hilfe, Bob & Barbara!

Nun hatte ich 2 Möglichkeiten, entweder fahre ich Richtung Chicago oder ich nehme den Weg über den Lake Michigan. Ich entschied mich gegen die Grossstadt und für den See. Es war ein langer Weg Richtung Muskegon und ich war nach 250 Meilen (400km) recht müde. Alle Campingplätze und State Parks waren entweder voll oder es durfte nicht campiert werden. Es war Freitag, welch ein Wunder… Ich fuhr durch ein kleines Quartier, es war aber eher wie im Wald. Teilweise konnte man die Häuser von der Strasse aus nicht sehen, nur die Briefkästen am Strassenrand lassen die Anzahl Häuser erahnen. Ich sah lang keinen Mensch weit und breit. Dann sah ich 2 Leute in einem kleinen Garten sitzen. Ich hielt an und fragte nach der nächsten Campinggelegenheit. John sagte, hier: Du kannst hinter unserem Haus campieren. Ich war überrascht und wusste nicht was ich sagen sollte. Er wäre gespannt darauf, was ich ihnen zu erzählen hätte. Natürlich nahm ich das Angebot an, seine Frau Mary und er waren mir sofort sympathisch. Mit im Haus wohnten Marys Bruder und seine Tochter Taylor. Marys Bruder leidet seit 2 ½ Jahren an einer Nervenkrankheit. Er hat keine Versicherung und kann die Untersuchungen und die Therapien nicht bezahlen. Somit geht es ihm nicht besser. Er ist froh und dankbar, dass ihn seine Schwester aufgenommen hat. Taylor ist 17 und wird in Herbst nach New York gehen um dort Kunst zu studieren. John und Mary haben 2 grosse Söhne, sie wohnen nicht mehr zu Hause. Ich wurde sehr freundlich ins Familienleben aufgenommen, am Abend mit den Hunden eine Runde drehen, am Morgen ein Besuch am Strand, zum Mittag gab es mexikanisch. Marys Wurzeln liegen in Mexiko. Es ist toll mal hinter die Haustüren blicken zu können und die Geschichten der Bewohner zu hören. Ich habe es sehr genossen und war sehr dankbar für die Gastfreundlichkeit. Mary, vielen Dank, dass Du mir die Plane genäht hast!

Als ich bei der Muskugon Fähre ankam, sagten sie mir, dass sie voll wäre. Ich wartet eine Stunde und stellte mich in die „Vielleicht-Schlange“. Nach 20 min stellten sie fest, dass ich 3 inch (ca.7,6 cm) zu gross bin. Ich bekam mein Geld zurück und fuhr 1h weiter nördlich zur Ludington Fähre. Diese legte am Abend 20:30 Uhr ab und brauchte 4 h. Es klappte alles wunderbar.

Auf der Fähre lernt ich Barbara kennen, sie lebt in Wisconsin Dells. Ich erzählt ihr, dass ich den Tipp bekommen habe, dorthin zu fahren. Spontan sagte sie, ich könne in ihrem Garten campen. Das Angebot nahm ich gern an. Barbara ist ein Workaholic, sie arbeitet sehr viel. Ihr Haus ist im Grunde genommen ihr Büro. In der ersten Etage hat sie ein kleines Zimmer, welches sie bewohnt. Sie ist sehr nett und lässt mich sogar im Haus schlafen. Es ist unerträglich heiss, im Schatten sind ca 38 Grad. Das Haus ist angenehm klimatisiert, sowie alle Geschäfte hier. Wisconsin Dells ist eine Saisonstadt. Im Sommer belebt und durch Touristen bevölkert, im Winter ausgestorben. Um die 2700 Einwohner leben hier, in der touristisch stärksten Woche (im September) befinden sich mehr als 100.000 Leute hier. Die Stadt nennt sich auch: Las Vegas für Kinder. Es gibt sehr viele Wasser- und Vergnügungsparks, Geisterbahnen, Kindercasinos, Kinos in 4D, Outletshops und unzählige Ramschläden. Wenn man mit Kindern hierher fährt, sollte man sehr viel Geld dabei haben!

Es ist wahnsinnig interessant die Kulturunterschiede zu sehen. Was mir aber am meisten zu denken gibt, ist das Gesundheitsbewusstsein. Die meisten Kinder sind bereits schon im Vorschulalter viel zu dick. Die Kultur sich nicht mehr bewegen zu müssen, endet wahrscheinlich mal so wie im Film WALL-E! Im Walmart ist es schon so weit!

Am Freitag wird Marc in Minneapolis ankommen und dann sind wir endlich komplett und können Richtung Kanada & Alaska starten. 

Auf geht's ins Abenteuer!

 

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