Minneapolis-Cody

20. - 29.07.2012                                                                                                          Autor: Marc

Die ersten Naturerlebnisse

So, jetzt bin ich (Marc) also auch in den USA angekommen. Beim Einchecken in Frankfurt für den Flug nach Minneapolis hiess es erst mal den Rucksack auspacken – Übergepäck. Nachdem ich dann alles  ausgeladen hatte wurde Beate’s zweite Kamera einfach mal als persönliche Ausrüstung angesehen, damit war ich auf meinen erlaubten zehn Kilogramm. Gepackt war der Rucksack danach leider nicht mehr so schön wie vorher… Gut, also weiter zur Personenkontrolle. Ich hatte ein Riesenglück und wurde auserwählt zu einer näheren Kontrolle: bitte Rucksack auspacken…

Der Flug verlief dann bestens. Doch wie wird das erst bei der Einreise in die USA? Zu meinem Erstaunen absolut keine Probleme, man könnte schon fast sagen, dass ich von den Beamten herzlich in den USA willkommen geheissen wurde.

Wir verbrachten dann noch zwei Tage bei Mindy, der Kollegin von Beate. Beim Videospiel mit den Kindern, zeigte ich dann mein enormes Geschick beim Bowling (erster Schuss = Strick) und Golfen (Hole-in-one) – vielleicht war es ja auch eher Glück?!?

Unsere Fahrt in den Westen durch die unendliche Prärie von South Dakota war geprägt durch Landwirtschaft. Beate meinte, hier gebe es ja nichts zu sehen; doch, schau mal, all die riesigen Maschinen an! Im Landwirtschaftsbereich sind die USA, was ich in South Dakota gesehen habe, top. Bei anderen Sachen sind sie, meiner Meinung nach, schon recht zurückgeblieben: Hausbau, Autos. Apropos Autos, für meine Schüler die vielleicht mitlesen: VW ist hier noch schlechter als bei uns in Europa. Hier wird sogar beim Interieur – in Europa unbestreitbar von recht hoher Qualität – gespart: billigstes Plastik soweit das Auge reicht bei VW Baujahr 2011… Alte Technik aber einfach geil: die Fullsize-Pickups!

In den Badlands fuhren wir auf den Sage Creek Campground am Rande des Nationalparks. Kostenlos und in einer unbeschreiblichen Landschaft. Schon auf dem Hinweg über einige Meilen Gravelroad sahen wir eine Bisonherde – Riesenviecher.

Zu Beate’s grosser Freude erlebten wir ein richtig schönes Gewitter. Zuerst begann es zu Winden, so dass wir das Zelt etwas besser abspannen mussten. Beate zog es dann doch vor im Auto zu Schlafen. Das Zelt rüttelte und schüttelte sich. Die Blitze schlugen im Sekundentakt irgendwo in der näheren Umgebung ein. Der Platz stand praktisch unter Dauerbeleuchtung und dass während ca. drei Stunden! Unser Dachzelt hatte eine wichtige Bewährungsprobe bestanden und ich mit.

Am nächsten Morgen packten wir dann relativ spät am Vormittag unser Camp zusammen um Richtung Mount Rushmore zu fahren. Zum Glück so spät. Ein einzelner Bisonbulle trottete ganz gemächlich mitten durch den Campground. Auf unserer Weiterfahrt mussten wir dann eine ganze Herde passieren. Die Familie im Hyundai vor uns kehrte schon um, da die Bisons einfach nicht Platz machen wollten. Uns machten sie sofort Platz – im Rückspiegel sahen wir den Hyundai erneut wenden…

Mount Rushmore ist ja praktisch Pflichtprogramm bei einer USA Reise. Vor allem für die Amerikaner. Entsprechend voll war der Parkplatz. Wir beliessen es bei einer Besichtigung von der Strasse aus zu belassen. Dafür besichtigten wir das Pendant der Indianer – Crazy Horse – etwas ausführlicher. Ein Riesenmonument, welches ein weisser Amerikaner im Jahre 1948 begonnen hat. Leider habe ich das Gefühl, dass man nach seinem Tod nicht mehr wirklich viel weitergekommen ist. Doch das Geschäft brummt…

Nach einer Rundfahrt im Custer State Park (Pronghorns, Bisons) suchten wir eine Übernachtungsmöglichkeit und fanden einen wunderschönen Campground am Deerfield Lake (an die mitlesenden Jäger: ja, es hat hier wie der Name schon sagt Hirsche, Weisswedelhirsche und zwar sehr viele!). Uns gefiel es so gut auf dem Platz, dass wir drei Nächte blieben und hier auch unsere ersten Biketouren machten. Vor allem die Deerfield Lake Loop war der absolute Hit. Singletrails pur und das während der ganzen Runde von etwa 20 Kilometern! Dabei haben wir keinen einzigen Menschen gesehen. So wie hier habe ich mir die USA immer vorgestellt, Natur pur.

An unserem letzten Abend auf diesem Campground fuhren neben uns dann noch ein Paar mit Pickup und Wohnwagen vor. Er klappte als erstes gleich mal die Heckrampe am Wohnwagen aus und fuhr sein recht grosses ATV im Stil eines Offroad-Buggies heraus. Danach konnte er das Bett absenken. Nach meiner anfänglichen Abneigung stellten sich Ryan und Christel als sehr nett heraus. Seine Frage wie wir die Amerikaner bisher erlebt haben – wörtlich: ob alles „Arschlöcher“ seien – kann ich ganz klar mit „NEIN“ beantworten. Alle Amis die wir getroffen haben, waren sehr hilfsbereit, nett und interessiert an dem was wir machen. Wir Europäer haben da wie ich finde eine ganz falsche Vorstellung von den Amerikanern. Was die Regierung macht oder gemacht hat, wird von den meisten die wir getroffen haben absolut nicht unterstützt. Von der Offenheit, der Unkompliziertheit und dem Interesse vom Kind, über den Teenager, den normalen Arbeiter bis zum Rentner könnten wir Europäer, speziell wir Schweizer noch viel lernen.

Ach ja, ich durfte sogar als bisher Einziger mit Ryan‘s Buggy eine Runde drehen. Offroad - Super Seven – naja, mit Entwicklungspotential!

Unsere weitere Reise führte uns wieder durch weites Prärieland durch Wyoming. Unser Ziel ist der Yellowstone Nationalpark. Auf einem Campground im tollen Tongue River Canyon machten wir nochmal Halt. Ich fuhr einen technisch und konditionell (jedenfalls für meinen momentanen Trainingszustand) recht anspruchsvollen Trail durch den ganzen Canyon hoch und wieder runter. Mit einem leichten Freerider wäre das der absolute Traumtrail gewesen.

Aufgrund eines Tipps von einem „Grizzly Adams – Verschnitt“ der hier in der Gegend aufgewachsen ist, aber das erste Mal seit 15 Jahren wieder hier ist, machten wir uns auf den Weg in die Berge. Dort könne man super campen und es sei weit und breit niemand. Oben auf ca. 2500 m.ü.M. angekommen, stellte sich leider heraus, dass sich in den letzten 15 Jahren wohl einiges geändert hat. Massenweise Quads, Buggies und Pickups fuhren in der „unberührten Wildnis“ herum. Also direkt weiter. In Five Springs fanden wir dann doch noch einen Platz nach unserem Gusto. Zwar nicht ganz kostenlos, aber mit sieben Dollar auch nicht teuer. Ein wirklich sehr schöner Platz, wo ich endlich mal Zeit gefunden habe, den Reisebericht zu schreiben. Unsere weitere Reise führt uns  in den nächsten paar Tagen in den Yellowstone Nationalpark. Da werde ich wohl wieder etwas Geduld beweisen müssen – Stichwort: Fotografieren. Doch davon mehr im nächsten Bericht.

 

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