Baltimore-Niagara

2.- 7.Juli 2012

Abschied und Wiedersehen - auf dem Weg zu den Niagarafällen

Mit einen weinenden und einem lachenden Auge geht nun die grosse Reise los. Mit zu viel Handgepäck und einem 22 kg schweren Rucksack machte ich mich auf dem Weg zum Flughafen. Am Gate kontrollierte die Dame mein Handgepäck und verwies mich auf die Grösse des Koffers. Ich musste den Laptop herausnehmen und dann passte es gerade noch knapp. Glück gehabt! In Frankfurt interessierte sich zum Glück niemand dafür. Nachdem ich einen angenehmen Flug nach Baltimore hatte, musste ich nur noch am Zoll vorbei. Der Beamte staunte nicht schlecht als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte. Seine einzige Befürchtung war, ob ich genügend Geld dabei habe. Ich zeigte ihm meinen Kontoauszug. Dann wünschte er mir viel Glück und drückte mir einen Stempel für 6 Monate in den Pass.

Jetzt war ich froh, dass ich das Hostel bereits von zu Hause aus gebucht hatte. Ich wollte nur noch schlafen. Die Nacht war unruhig, am nächsten Morgen wartete ich ungeduldig auf Hr. Müller. Heute sollte ich nun den Patrol abholen. Wie aufregend… wird alles klappen? Was passiert am Zoll? Muss ich alles auspacken? Zur verabredeten Zeit um 7:30 Uhr war niemand da, auch 8 Uhr wartete ich immer noch. Was war passiert? Falsches Datum, falscher Ort? Nach einiger Zeit kam die Dame von der Rezeption zu mir und fragte ob ich auf einen Hr. Müller warte, er hätte angerufen, ich soll vor der Tür warten. Er hatte das Hostel nicht gefunden und ist schon ein paar Mal um den Block gekurvt. Trotz der Verspätung waren wir immer noch etwas zu früh - die Büros öffnen erst 9 Uhr. Wir fuhren also zum Pride, wo die Zollpapiere auf mich warteten. Alles war schon erledigt und vorbereitet. Ich musste noch einige Sachen unterschreiben und dann konnte ich zum Hafen. Mit einem Escortservice wurden wir auf das Hafengelände gebracht. Ich sah den Patrol schon von Weitem und war sehr glücklich. Nun durfte ich ihn selbst entsiegeln und alles anschauen, ob Schäden oder ähnliches zu sehen sind. Aber nix, alles i.O. und ich konnte den Patrol vom Hafengelände fahren.

Hr. Müller war ein 75-jähriger Deutscher, er lebt in der Nähe von Washington und ist Reiseleiter in seiner Freizeit. Gegen ein kleines Endgeld zeigt er mir Washington im Schnelldurchlauf. Ich parkte den Patrol an einem Hotel und los gings mit seinem Auto. Militärfriedhof, Kennedygrab, Vietnamdenkmal, Capitol, Washington Monument, Lincoln Denkmal, Weisses Haus, Pentagon, alles mal gesehen und schnell ein Bild gemacht. Ich war ziemlich geschafft danach, er flutete mein Hirn mit Jahreszahlen und Namen, Brüder und Cousins der Brüder, Präsidenten und deren Schicksale. Es war beeindruckend was für ein Tempo der ältere Herr an den Tag legte. Er sagte ständig zu mir, ich müsse viel trinken bei der Hitze. Er selbst trank fast nichts, musste aber jede Toilette mitnehmen, Prostata lässt grüssen ;-)

Nach der Speedtour brachte er mich zum Patrol und ich machte mich auf dem Weg zum ersten State Park Campingplatz. Dieser lag im Wald und das Unwetter vor 2 Tagen hatte hier ganze Arbeit geleistet. Bäume lagen quer und Äste türmten sich am Strassenrand. Der Ranger sagte, ich solle mir meinen Schlafplatz genau anschauen, es könnten Äste herunterfallen. Nachdem ich mein Plätzchen gefunden hatte, fiel mir eine ältere Dame auf. Sie sass allein am Tisch. Catherine ist 55 Jahre alt. Sie erzählte mir, dass sie mit dem Fahrrad von der Ost- zur Westküste auf dem American Discovery Trail fahren will.  Beginnend am Cape Henlopen, Delaware am Atlantik im gleichnamigen Cape Henlopen State Park, durchquert er 15 Bundesstaaten (Colorado, Delaware, Illinois, Indiana, Iowa, Kalifornien, Kansas, Kentucky, Maryland, Missouri, Nebraska, Nevada, Ohio, Utah, West Virginia) und endet nach ca. 10.800 km (6.800 Meilen) am Kap von Point Reyes im Point Reyes National Seashore, Kalifornien. Sie war ebenso von unserem Vorhaben beeindruckt wie ich von ihrem und so plauderten wir noch eine ganze Weile.

Nach einer etwas unruhigen Nacht, mit Gewitter (!), ging es für mich weiter Richtung York. Ich fuhr auf den grösseren Strassen ohne Probleme und sah nun die typischen amerikanischen Vorstädte und Kleinstädte. Auf der Strasse ging es sehr gesittet und ruhig zu. In Pennsylvania hielt ich kurz an um mich mit einer Landkarte einzudecken. Praktisch, der Besuchercenter war gleich neben der Hauptstrasse. Dort gab es sogar zu Begrüssung gratis zu essen und zu trinken. Der erste Wal-Mart liess auch nicht lang auf sich warten und somit konnte ich das Navi kaufen und sofort installieren, welch eine Wohltat!

Während der nächsten Nächte übernachtete ich in State Parks. Es sprechen mich sehr viele Leute auf den Patrol an, andere halten einfach an und reden drauf los. Wir fallen megamässig auf unter den riesigen Trucks und Campern. Viele sind begeistert und empfinden unser Reisevorhaben als inspirierend.

Nach dem Wochenende werde ich die Niagarafälle besuchen und dann geht’s weiter Richtung Osten nach Minneapolis.

Im Moment geniesse ich eine wunderschöne Aussicht am Lake Ontario, ganz hinten am Horizont ist die Skyline von Toronto erkennbar. Ich grüsse alle die unseren ersten Reisebericht neugierig erwartet haben und wünsche euch eine schöne Woche.

  

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