Hoodoos, Canyons und Zebras

11.-24.11.2012                                                                                                         Autor: Marc

Hoodoos, Canyons und Zebras

Moab verliessen wir vom Schnee getrieben. Am Vorabend unserer Abfahrt tobte ein richtiger kleiner Schneesturm durch die Stadt, was das Verpacken der Bikes usw. etwas unangenehm machte. Am nächsten Morgen waren die umliegenden Berge dann tief verschneit. Meine Biketour wäre jedenfalls nicht mehr möglich gewesen.

Wir fuhren weiter mit den Zielen Monument Valley, Bryce Canyon und Zion Nationalpark im Kopf. Das Monument Valley wollten wir bei Sonnenaufgang sehen. So übernachteten wir einige Meilen davor am Gooseneck Overlook. Ein toller Platz wo der Colorado River nicht nur eine Schlaufe macht wie beim berühmteren Horseshoe Bend, sondern gleich zwei.

Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen, um ins Monument Valley zu fahren. Der Sonnenaufgang war schön, wenn auch nicht berauschend. Doch unser Tag hatte erst begonnen. Wir fuhren weiter Richtung Westen, wo wir fantastische Bilder aus dem Antelope Canyon gesehen haben. Als Beate den kurzen Text dazu aus dem Reiseführer vorlas, hatte ich schon so ein Gefühl, dass das wohl nichts schlaues sein kann. Um in diesen Canyon zu gelangen muss man ein Permit bei den Navajo-Indianern lösen. Dort angekommen hiess es dann erstmal pro Person ein 6 Dollar-Permit zu bezahlen, dass man nur schon parken darf. Weitere 40 Dollar waren fällig für die Fahrt auf der Ladebrücke eines Pickups hinaus zum Canyon. Da Beate schon lange von diesen Fotos geschwärmt hat, liess ich mich mit einem wirklich schlechten Gefühl dazu überreden. Beate wurde dann im Canyon auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: unzählige Gruppen von ca. 15 – 20 Leuten wurden durch den Canyon durchgeschleust. Unsere „Reiseleiterin“ und „Fotografie-Expertin“ zeigte den Japanern im Schnellzugtempo wo sie welches Bild aufnehmen sollten, was sie für Einstellungen bei ihren Kameratypen machen mussten. Einmal riess sie einem Japaner einfach die Kamera aus der Hand, legte sich am Boden auf den Rücken und machte ihm das Foto. Das nennt man Einsatz – oder einfach nur peinlich… Spätestens hier regte sich auch Beate auf, welche dachte, Sie könne hier ganz in Ruhe ihre Kamera einrichten und die Sujets auswählen. Ein paar Franzosen und ich amüsierten uns mittlerweile über unsere „Führerin“. Der Franzose machte seine Fotos nicht mehr vom Canyon, sondern von den Massen an Japanern, die alle in einer Reihe das gleiche Motiv ablichteten. Als Fazit aus diesem doch sehr unerfreulichen Besuch haben wir für die USA beschlossen alles was in irgendeiner Weise mit Indianern zu tun hat, ab sofort strikt zu boykottieren. Wir hätten es ja eigentlich schon von Canada her gewusst…

Zum Glück konnten wir das Navajo-Gebiet schnell hinter uns lassen. Wir fuhren deshalb noch am gleichen Tag bis zum Bryce Canyon. Hier fanden wir etwas vor dem eigentlichen Park, im Red Canyon, einen wunderschönen Campplatz. Unser kältester bisher: - 10 °C. Kein Wunder, wir befinden uns auch auf über 2500 m.ü.M!

Der Bryce Canyon zeigte sich für uns in seinem schönsten Kleid. Frischer Schnee hatte die rotleuchtenden Felsformationen (extra für uns?) mit einer feinen Zuckerschicht überzogen. Tolle Kontraste und Farbenspiele der Hoodoos (Felstürme) waren die Folge, welche wir auf einer Wanderung hinunter in die Tiefen so richtig erleben durften. Für uns bisher sicher eines der Highlights in den USA.

Nach Bryce Canyon wollten wir noch einen weiteren sogenannten Slotcanyon anschauen: Zebra Canyon. Diese sehr enge Schlucht mit schön gestreiften Felswänden liegt im Grand Staircase National Monument, ein von Bill Clinton eingerichtetes Schutzgebiet östlich des Bryce Canyon. Der Canyon selbst ist zwar nicht ganz so spektakulär und gross wie der „Indianercanyon“ (Antelope), aber als ganzes gesehen, bot uns dies mehr. Ruhe pur, eine schöne Wanderung und etwas Abenteuer durch die Kletterei. Kein Massentourismus, kein Durchschleusen von Menschenmengen. Wunderbar!

Wovon wir auch schon im Reiseführer gelesen haben: „the Wave“. Diese Welle mitten in der Wüste (aus Gestein, nicht aus Wasser) bietet auch ein tolles Fotomotiv. Der Hacken daran: man benötigt ein Permit um in dieses Gebiet hineinzukommen. Zum Glück nicht von den Indianern, sondern der Regierung. Doch das Permit wird nicht einfach so verkauft, sondern verlost. Dazu muss man entweder Monate im Voraus an der Verlosung im Internet mitmachen oder jeweils einen Tag vor seinem Wunschtermin am Visitor Center in Kanab sein. 10 Permits pro Tag werden übers Internet verlost, 10 Permits im Visitor Center. Am Freitag versuchten wir unser Glück. Eigentlich wollten wir aber erst am Montag zur Wave. Wir hatten zum Glück kein Glück für den Samstag. Am Samstagmorgen hiess es dann Verlosung für Sonntag und Montag. Für Sonntag wieder kein Glück. Jetzt wurde es Ernst. Nochmal wollten wir nicht an der Verlosung mitmachen, falls es dieses Mal nichts wird.

Erste Ziehung Montag: Number 3. „Das sind jo miar!“ Also alles Bestens. Unser Wunschtermin! Bei der Ziehung kamen wir auch mit einem Schweizer ins Gespräch, welcher schon jahrelang immer wieder in dieses Gebiet zurückkommt um Fotos zu machen. Dementsprechend gut kennt er auch das Gebiet. Er, Hans, hatte dieses Mal leider kein Glück bei der Verlosung. Doch er war schon mehrere Male da. Zurück auf dem Parkplatz hatten wir einen Zettel an der Windschutzscheibe. Falls wir Interesse an einer Offroad-Tour zu einem mindestens ebenso spektakulären Platz wie der „Wave“ hätten sollen wir hier auf ihn warten. Also warten wir einige Minuten, bis er mit seinem Allrad-Bus (Ford E-350, Riesenteil) angefahren kommt. Er wolle zum White Pocket. Jetzt. Für uns etwas zu kurzfristig, wollten wir doch noch den Zion Nationalpark ansehen, unsere Internetseite aktualisieren und mussten auch noch einige Einkäufe erledigen.

Zion NP war auch wieder wunderschön. Obwohl dieser Nationalpark nicht sehr weit vom Bryce Canyon entfernt ist, ist die Landschaft hier wieder komplett anders. Dieses Phänomen der Verschiedenartigkeit ist für uns etwas vom Beeindruckendsten an der Reise durch die USA. Im Zion wanderten wir auf den Aussichtspunkt „Angels Landing“ hoch. Eine tolle Aussicht über das Tal und ein paar lustige Anblicke von an den Ketten (an den Felsen zur Hilfestellung) hängenden Japanern und Chinesen waren die Belohnung. Auf dem Rückweg trafen wir noch ein Pärchen aus Disentis, welche uns fragten, ob wir die mit dem komischen (so nannten sie es) Toyota mit schwarzem Solothurner Kennzeichen seien. Nein, aber dieses Toyota-Pärchen, Ursi und Michel, welche wir im Yukon ganz kurz getroffen hatten, erwarten wir schon lange. Gestern seien sie auch hier im Zion gewesen.

Am Montag machten wir also wie geplant die „Wave“. Schöne Wanderung. Leider etwas zu spät los, da der Schatten schon etwas früher kommt als im Hochsommer. Ein Naturerlebnis.

Am nächsten Morgen höre ich noch im Zelt liegend einen Dieselmotor heranfahren. Kein typischer Ami-Diesel. Ein Reihenmotor, also wohl ein Toyota. Richtig! Ursi und Michel sind eingetroffen. Sie machen heute die Wave.  Sie seien gestern mit Hans (der vom Visitor Center) im White Pocket gewesen. Sei der Hammer gewesen. Das heisst für uns also auch dorthin.

Über zum Teil tiefen Sand kamen wir in dieses Gebiet. Hans hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Die White Pocket war fast noch spektakulärer als die „Wave“. Momentan noch nicht sehr bekannt, doch wie lange noch? Hans hatte uns dann auch noch zwei „heisse“ Tipps für den Grand Canyon abseits der Touristenroute: Kanab Point und Toroweap.

Am Abend sassen wir dann noch mit Ursi und Michel zusammen. Luxus in der geheizten Kabine ihres Wohnaufbaus. Da merkten wir die Kälte beim ins Bett gehen in unserem Dachzelt erst recht… Um einige Tipps fürs „Death Valley“ reicher, fuhren wir dann weiter Richtung Las Vegas. Nicht jedoch ohne Kanab Point und Toroweap auszulassen.

Kanab Point bot uns einen tollen Campplatz direkt am Grand Canyon. Leider erwischte uns am nächsten Tag ein Volunteer (Park Ranger – Gehilfe). Übernachtung sei nur mit Permit erlaubt. Wussten wir natürlich nicht – oder etwa doch…?

Für dass, das wir den Grand Canyon eigentlich fast ausgelassen haben (ist ja nur ein grosses Loch), war der Toroweap Overlook dann einfach spektakulär. 880 Meter geht es in die Tiefe an der engsten Stelle des Grand Canyon! Toll, dort am Abgrund zu stehen! Auch der Gratis-Campingplatz war einer der Besten. Schön zwischen den Felsen gelegen, jeder mit einer Feuerstelle, piccobello Wc’s. Mancher Campingplatz für den man etwas bezahlt ist bedeutend schlechter.

Nun geht es weiter Richtung Las Vegas und dann ins Death Valley. Doch davon in ein paar Wochen!

 

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