Gegensätze

25.11. - 16.12.2012                                                                                                               Autor: Marc

Gegensätze                                                                    

Nun stand es also kurz bevor, wovor ich schon längere Zeit bange: Las Vegas. Doch davor wollten wir noch eine zweite „Welle“ anschauen. Diese befindet sich im Valley of Fire und ist erst seit einigen Jahren für den allgemeinen Tourismus bekannt. Die Bilder die wir davon gesehen haben, waren jedenfalls vielversprechend. Nachdem wir die kurze, ca. 20 Minuten dauernde Wanderung gemacht hatten, waren wir dann schon etwas enttäuscht was wir da sahen. Im Vergleich zur richtigen „Wave“ war das gar nichts. Doch auch hier zeigt sich für mich wiedermal die fast unerreichte PR Masche der Ami’s. Aus jeder Mücke wird ein Elefant gemacht…

Bevor wir nach Las Vegas reinfuhren, campten wir am Lake Mead, dem See der vom Hooverdam gestaut wird. Kein Mensch da, nur einige Kilometer von der riesigen Stadt entfernt. Was wir dann aber bald bemerkten, ist der immense Zustrom den diese Stadt hat. Die Flugzeuge flogen im Minutentakt über unsere Köpfe. Dazu kamen noch die unzähligen Helikopter, welche wahrscheinlich Rundflüge zum Grand Canyon machten… Zu allem Überfluss leistete uns noch eine Maus beim Abendessen Gesellschaft. Ich habe mehr zum Jux sofort einen kleinen Stein gepackt und der flüchtenden Maus nachgeworfen. Auf ca. 10 Meter ein sauberer Blattschuss. Wir blieben dann aber doch bei unserem bereits gekochten Abendessen und ersparten uns das Filettieren…

Las Vegas - der erste Versuch. Nun galt es also ernst. Ich war ganz ruhig. Wir fuhren als erstes gleich mal den Las Vegas Strip entlang. Wahnsinn, welcher Gigantismus, welche Künstlichkeit hier auf einem Platz versammelt wurde. Wahrscheinlich etwas zu viel für mich, der aus der Wüste kam. Als wir dann auch noch keinen Parkplatz fanden und dauernd irgendwo im Stau standen, habe ich etwas meine Fassung verloren. Beate, Entschuldigung dafür. Ich weiss, es war nicht wirklich angenehm mit mir. Beate riss mir also das Lenkrad aus der Hand (und natürlich auch den Fahrersitz) und fuhr uns wieder raus an den Lake Mead. Die Stimmung war ziemlich unter dem Nullpunkt.

Was sollten wir machen? Beate schlug vor, dass ich ihr 24 Stunden geben soll, um Las Vegas zu sehen. Nein, alleine lassen wollte ich sie auch nicht. Wir einigten uns schlussendlich dazu den zwar teuren, aber mitten im Strip befindlichen KOA Campingplatz aufzusuchen. Damit hatten wir einen sicheren Campingplatz und auch einen Parkplatz. Goldrichtig!

Bevor wir aber in den Kuchen reingingen, stand noch etwas für mich auf dem Programm: Besuch des Carrol Shelby Museums und Produktion der aktuellen Fahrzeuge. Carrol Shelby ist der Mann, welcher die Cobra (eigentlich ein Fahrzeug aus englischer Produktion) richtig berühmt machte. Sie bauen die Cobras auch heute noch dort, die Hauptsache ist jedoch der Umbau von Ford Mustangs. Die Karosserien der Cobras kommen übrigens, wie die besten englischen Kitcars, aus Polen (Aluminiumkarosserie) bzw. aus England selbst (Glasfaserkarosserien). Im Museum waren einige schöne alte Cobras ausgestellt und einige neuere Mustangs mit bis zu 1100 PS (Pferdestärken oder vermutlich doch eher Ponystärken…). Nach dem Museumsbesuch war also die Produktion dran. Kurz: die meisten Garagen in der Schweiz sind besser eingerichtet. Die Mechaniker standen vor den Paketen mit den zu installierenden Komponenten als ob sie das zum erstenmal sehen. Nein, so ein Auto würde ich nie kaufen wollen. Auch die Cobra würde ich vorzugsweise aus englischer Produktion kaufen. Die Legende ist zerschlagen!

Unsere Erkundung von Las Vegas konnte am frühen Nachmittag endlich beginnen. Wir liefen durch sehr viele Hotels und Casinos. Alles extrem übertrieben. Sie behaupten, dass man zum Beispiel nicht mehr nach Paris gehen müsse, wenn man das Paris hier gesehen habe, oder das gleich mit Venedig, Rom, New York usw. Ja, Kultur kann man nicht einfach so kaufen… Ich fand es richtig lächerlich und kitschig.

Wir wollten unbedingt noch eine Show besuchen. Schlussendlich entschieden wir uns für David Copperfield. Ich kann mich noch gut an seine Auftritte im Fernsehen vor vielleicht 20 oder noch mehr Jahren erinnern. Ich war damals fasziniert von seinen Illusionen. Diesen Mann sollten wir hier nun live erleben. Toll! Und so war es dann auch. Eine tolle Show. Nicht so übertrieben, grotesk wie das restlich Las Vegas. Einfach, humorvoll, faszinierend! Damit war für mich der Trip gerettet.

Beate hatte allerdings noch anderes vor: Roulette. Okay, dann halt. Verspiel ruhig dein Geld. Kannst ja eh nur verlieren. Das waren meine Gedanken. Im Bellagio wo schon Brad Pitt und George Clooney im Film „Ocean 11/12/13“ die Bank ausgenommen hatten, war der richtige Platz gefunden. Während sie spielt schlenderte ich etwas durchs Casino und beobachtete die Spielsüchtigen. Wahnsinn, wie einige vor den Computerkasten sassen und immer mehr Geld reinschütteten…

Zurück am Tisch von Beate dann die Überraschung. Sie sass immer noch da und ihr Häufchen Chips vor ihr hatte sich zu einem richtigen Haufen gemausert. Respekt. Man muss aber auch dazu sagen, dass ich wahrscheinlich zum richtigen Zeitpunkt zum gehen gedrängt hatte. Aus 20 Dollar Einsatz waren 75 Dollar geworden. Glück gehabt!

Die 50 Dollar Gewinn investierte Beate am nächsten Tag um mich in die Sushi Bar, welche uns Ursi und Michel (pawsontour.com) empfohlen hatten, einzuladen. Das Essen war wunderbar und lecker! Wir haben das erste Mal in unserem Leben Sushi gegessen und bestimmt nicht zum letzten Mal!

Schlussendlich war Las Vegas dann doch ganz akzeptabel. Nochmals dahin würde ich aber nicht gehen. Beate wohl schon… wahrscheinlich mit Andrea.

Death Valley empfing uns im Visitor Center wiedermal mit der typisch amerikanischen Art der Übertreibung: highest (höchster), deepest (tiefster), hottest (heissester), driest (trockenster), usw. in the world (in der Welt)! Das „in the world“ ist wichtig. Doch die Welt besteht für die Ami’s wohl nur aus Amerika. Dies wird mir immer mehr bewusst. Viele die wir getroffen haben, wissen nichts über Europa, Asien, Russland usw. Ihre Sicht ist so beschränkt, dass sie immer noch glauben die besten zu sein. Was wir aber je länger je mehr sehen, ist ein Land das so schlecht entwickelt ist, wie fast keines in Europa. Wir sahen einige Käffer, die weit unter rumänischem Standard waren. Und dies nennt sich eine Grossmacht…

Nun, Death Valley war nach den anderen Nationalparks die wir in den letzten Wochen gesehen haben, nicht allzu spektakulär. Wir sahen sicher mehr als der normale Tourist, verbrachten wir doch immerhin 5 Tage im Park. Zabriskie Point, Artists Palette, Badwater, Mosaic Canyon, Ghosttown Rhyolite, Titus Canyon, Racetrack waren unsere Stationen. Vom Racetrack fuhren wir noch einen interessanten Offroadtrail hinunter ins Saline Valley und dann auf den South Pass. Diese Strasse war nach einigem Regenfall schön ausgewaschen.

Ursi und Michel schwärmten uns von der unglaublichen Ruhe im Death Valley vor. Welche lahme Air Force Einheit hatte denn bei Euch Dienst? Unsere hat den gesamten Tag bis in die Nacht hinein fleissig geübt!

 

Wieder auf der Strasse angekommen wollten wir eigentlich direkt nach Lone Pine, wo wir einige Pakete erwarteten. Wir entschlossen uns jedoch noch eine letzte Runde durchs Death Valley zu drehen. Auf dem Weg zum Aguereberry Point sahen wir eine alte Mine. Und was stand da auf dem Platz unter der Mine. Hans blauer Ford-Bus! Eigentlich hatten wir vor einigen Wochen ja abgemacht einen Tag vor Vollmond am Zabriskie Point zusammen zu treffen. Jetzt eben etwas später. Mit Hans verbrachten wir dann die nächsten Tage. Campten bei der Ghosttown Ballarat., fuhren dann weiter durch die bisher absolut heruntergekommensten Städtchen Trona, Johannesburg, Red Mountain und erreichten schliesslich das sogenannte „Huski-Memorial“ (ja Nicolo es handelt sich wirklich um die Motorradmarke!) mitten in der Wüste, 20 Meilen im „Nowhere“ („Nichts“). Zum Gedenken an einen tödlich verunglückten Motocrossfahrer wurde in den 80er Jahren ein komplettes Husqvarna Motorrad einbetoniert. Seinem Vorbild sind viele weitere sehr kreative Gedenkstätten für Motorradfahrer gefolgt.

Weiter ging es mit einem Kurzbesuch in der Fast-Geisterstadt Randsburg. Schönes kleines Städtchen, wo vor einigen Jahren noch Gold gefördert wurde. Der Lebensstandard ist aber auch hier um 30, 40 Jahre von unserem zurück.

Mit Hans fuhren wir ins Desert Flat eines Kollegen von ihm. Endlich wieder einmal eine Dusche und ein Fernsehabend mit DVD von Motorradtouren in Bolivien und Nepal.

Für uns hiess es nun endlich nach Lone Pine zu kommen, nicht dass das Postamt unsere Pakete wieder zurückschickt. Für Hans ging es zurück nach LA und dann in die Schweiz. Doch nicht für lange. Er wolle gleich danach nach China fliegen um Eisskulpturen zu fotografieren. Auch ein toller Lebensstil!

Seit einiger Zeit haben wir ein Problem: der Kühler verliert etwas Wasser. Dank Claudios Mittelchen, welches ich noch kurz vor dem Verschiffen einpacken konnte, war das Ganze dann aber doch ziemlich dicht, so dass wir die letzten 3000 km ohne Probleme fahren konnten. Danke Claudio! Bevor wir nach Süden gehen, wollte ich den Kühler aber doch wechseln. Einen Kühler aus der Schweiz bestellen? Sauteuer. Schlussendlich wurde ich dann im Patrol – Land schlechthin fündig: Australien. Ein Nachbaukühler für gerademal 180 Dollar. In einer Woche war er da. Die Ersatzteilversorgung ist für die Zukunft also über Australien sehr gut gesichert! Diesen Kühler bauten wir in Lone Pine auf dem Campground am Fusse des Mount Whitney (höchster Berg der USA, ausserhalb Alaskas) gleich ein. Auch einige andere Sachen konnten wir da gleich erledigen, so auch der Rückversand einiger Sachen die wir nicht mehr brauchen in die Schweiz. (Bikes, Kleider, Unterzelt, usw.) Alles in allem rund 85 kg sind nun auf dem Heimweg.

Eigentlich wollten wir, bevor es nach Mexiko geht, noch nach San Francisco. Der Wetterbericht sah für mehrere Tage allerdings so schlecht aus, dass wir darauf verzichteten und stattdessen nach Los Angeles fuhren, wo wir uns um die Vorbereitung für Mexiko (Versicherung etc.) kümmern wollten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wo wir unsere Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel verbringen dann beim nächsten Mal.

Wir wünschen allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir hoffen, dass ihr uns auch im 2013 treu bleibt und unsere Reise weiter verfolgt!

 

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