Canyonlands NP

1. -10. November 2012                                                                                             Autor: Marc

Moab – Canyonlands: zu Dritt unterwegs

Bei den einen geht es schneller, bei den anderen dauert es etwas länger. Seit unserer White Rim – Tour sind wir zu Dritt unterwegs. Doch nun von vorne:

Von „Canyonlands“ hatten wir im österreichischen Fernsehen in einer wunderbaren BBC-Dokumentation erfahren. Dieses Gebiet besteht aus unzähligen Canyons. Das Beste daran: es gibt Strassen bzw. Offroad-Strecken die durch das Gebiet führen. Die bekannteste davon: die White Rim Road. Genau diese wollten wir machen. Dazu benötigt man ein Permit (eine Zulassung) das man im Nationalpark übernachten kann. Diese zu erhalten war dann kein grosses Problem, da der grosse Touristenandrang schon nachgelassen hat. Nach unseren ersten Offroad-Erfahrungen im Arches NP, erwartete ich nichts anspruchsvolles auf der White Rim Road. Beate schon. Ich behielt recht. Fahrerisch kein Highlight. Landschaftlich schön, aber nicht sensationell. Die Strecke betrug ca. 160 Kilometer, die in zwei Tagen leicht machbar sind. Wir nahmen uns drei Tage Zeit, um etwas mehr links und rechts zu sehen. Wir trafen einige an, die die Runde mit dem Mountainbikes machten. Respekt! Mir wäre es zu heiss und staubig. Auf unserem ersten Campground ganz im Süden des Parks, waren wir dann ganz allein, obwohl alle Campgrounds angeblich ausgebucht waren. Wir wanderten über die Sandsteine, entlang der Abgründe und erlebten auch hier wieder einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen kam dann (leider?) die Gewissheit. Beate meinte, dass sie das Gefühl habe, dass wir nun zu dritt unterwegs seien. Lachen oder Schreien? Beide in unsere Gedanken versunken, fuhren wir also weiter. Eine ungemeine Holperstrasse. Nein, Offroadfahren ist dies nicht! Spass macht es nicht. Unsere Erwartung an diese Strecke, die in aller Munde ist, war wohl zu hoch.

Zurück in Moab, hiess es dann wieder unsere Vorräte aufstocken. Auf dem Rückweg in unsere Basislager (so nennen wir mittlerweile unseren Standard-Campingplatz, wenn wir in der Nähe von Moab sind) machten wir noch unseren Internetstop im McDonald’s. Unsere Gedanken und Gespräche drehten sich immer noch um unseren Zuwachs. Schon im Dunkeln machten wir uns dann auf dem Weg zu unserer Schlafstelle. Ach ja, auf dem Parkplatz durften wir uns dann noch von der Effizienz amerikanischer Mausefallen überzeugen. Die eine Stunde McDonald’s hat gereicht, um uns von unserem blinden Passagier zu trennen. Die Freude überwiegt! Wir sind wieder zu zweit unterwegs!

Nachdem wir von unserem Mäuse-Campground aus, neben Dickhorn-Schafen (die Dodge RAM – Schafe!) auch die schönen Sandstein-Nadeln der Needles, dem Süden des Canyonlands NP gesehen hatten, wollten wir natürlich auch dahin. Der einfache Weg führt von Moab über den Highway über 120 km bis ins Needles-Gebiet. Doch es gibt da doch auch noch eine Strasse, die genau an unserem Basislager vorbeiführt. Zuerst auf den Hurrah-Pass (laut Offroadführer: einfach), dann zum Chicken Corner (mässig schwierig), dann ein kurzes Stück zurück, um den Lockhart Canyon (mässig) zu machen, der bis zu den Needles führt. Der erste Teil war einfach, aber sehr schön. Doch dann zweigten wir ab Richtung Süden, Lockhart Canyon. Wo geht denn hier nur eine Strasse hin? Wir fuhren ein Stück, entschieden dann aber erstmal zu Fuss die Lage auszukundschaften. Es erwarteten uns einige trickreiche Stellen, hohe Stufen, loses Geröll, Felspassagen, knifflige, kurvige Passagen. Fahren oder umkehren? Ich setzte mich durch. Der Einstieg war das Schlimmste, soviel war mir klar. Und prompt rutschte ich auch mit dem Hinterrad weg. Glücklicherweise hat der Sandstein soviel Grip, dass es trotzdem ohne Probleme aufwärts und nicht abwärts ging. Im Schneckentempo ging es dann weiter. Die Tankanzeige ging fast schneller zurück als wir vorwärts kamen… Der Canyon wollte nicht enden. Obwohl ich gerne Offroad fahre, sagte ich dann doch einmal: wann ist dieser schei… Canyon endlich fertig?! Irgendwann gegen Abend waren wir aus dem Canyon raus und es ging etwas schneller weiter. Beim Vergleich der Karte mit dem GPS zeigte sich, dass wir noch praktisch nirgends waren. Wir hatten heute in 6,5 Stunden knapp 50 Kilometer gemacht. Nicht gerade ein berauschender Schnitt. Dafür war unser Benzinverbrauch top: bei 35 km noch ¾ Tank, bei 74 km noch ½ Tank… Wir beschlossen also in der Wüste zu übernachten. Wir wurden durch einen wunderbaren Sternenhimmel belohnt für unsere Strapazen während des Tages. Leider weckte uns in der Nacht ein lautes Geräusch. Unser Seilwinde machte sich selbstständig. Dies war schon einmal passiert, doch darauf habe ich das Massekabel abgehängt. Wieso läuft jetzt das verdammte Ding? Beim zweiten Mal aufstehen, hatte ich genug. Pluskabel auch noch abgehängt. Ich muss später mal schauen was da los ist. Der Rest der Nacht verlief ruhig.

Der nächste Teil der Strecke war nicht mehr so wild, aber auch hier gab es noch einige knifflige Stellen. Irgendwann kamen wir an eine Kreuzung. Etwas verdutzt las in die Richtung aus der wir gekommen waren: „most difficult“ also „schwierigstes Gelände“. Ach ja, hätten wir das auf der anderen Seite gelesen… Wir wären wohl nicht gefahren. Doch zum Glück haben wir es gemacht. Tolle Offroadstrecke und es ist ja alles ganz geblieben! Einen kleinen Fehler habe ich dann doch gemacht. Die Strecke Lockhart Canyon ist nicht die gleiche wie Lockhart Basin. Wir sind Lockhart Basin gefahren. Diese Strecke ist natürlich um einiges schwieriger als der Lockhart Canyon. Richtig Lesen sollte man...

Im Needles-Gebiet holte uns leider unser dauernder Begleiter wieder ein: Regen. So machten wir nur eine kurze Runde über die asphaltierten Strassen. Von Offroadfahren hatten wir erstmal sowieso genug.

Der Winter scheint nun auch hier langsam aber sicher hereinzubrechen. Die Wetterprognosen sagen auf jedenfall Schnee voraus. Wahnsinn, vor etwa 5 Tagen war ich noch mit dem Bike in 3400 Meter Höhe, bei ganz wenig Schnee, heute kommt man da wohl nicht mehr hinauf. Für uns ein Zeichen nach zwei Wochen hier in Moab weiterzuziehen. Zwei Wochen, dies ist unser längster Aufenthalt an einem Ort ausser in Stewart B.C. Dies sollte eigentlich ausdrücken wie gut es uns in Moab gefallen hat. Das Offroad- und Mountainbikeparadies schlechthin!

 

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