Mexico's Hochland

28.01. - 04.02.2013                                                                                                   Autor: Marc
 

Mexico’s Hochland – Traumstrassen und Banditen

 

Unsere Fährüberfahrt von Santa Rosalia nach Guaymas verlief sehr ruhig. Wir wurden durch die Geräusche des Anlegemanövers geweckt. Das Entladen ging auch recht zügig. Wir mussten zwar noch alle Türen des Autos öffnen, dann kamen auch schon die Hunde des Militärs. Drogenkontrolle. Doch daran haben wir uns mittlerweile schon gewöhnt und wir bleiben ruhig. Ruhiger, als wenn ich in der Schweiz von der Polizei angehalten werde. Vielleicht ist es auch der Umstand, dass die Polizei oder das Militär im Gegensatz zur Schweiz Sinn machen, im Kampf gegen den Drogenhandel. Doch siegen werden sie nie…

Anni und Wolfgang haben uns noch den Tipp gegeben, einen Mexiko-Strassenatlas von Guja Roji zu kaufen. Diese gäbe es an jeder Papeleria (Schreibwarenladen). Also nichts wie los nach Guaymas um die Karte zu kaufen. Nach x-Stunden Suche geben wir dann allerdings auf. Nichts. Kein Laden hat diese so wichtige Karte. Wir fahren weiter und wollen in einigen Tagen die Barrancas del Cobre (die Kupferschlucht) erreichen. Auf dem Weg dahin halten wir am ersten Tag immer wieder an um die Karte zu finden – ohne Erfolg. Wir übernachten über einem schönen grossen (Stau-) See und wollen am nächsten Tag unseren Weg etwas abkürzen, indem wir einen schmalen Pfad entlangfahren, welcher in Richtung der Strasse führt, welche wir schon sehen. Der Pfad ist ziemlich schmal und wird immer schmäler. Irgendwann ist er sogar als Mountainbike Downhill Piste angeschrieben… Nach einigem Herumirren finden wir doch noch einen Weg auf die Strasse.

Nach einiger Zeit mit viel LKW-Verkehr biegen wir links ab und fahren beinahe alleine durch eine wunderschöne Landschaft. Irgendwann biegen wir dann in die Mex-16 ein. Die obligatorische Militärkontrolle winkt uns durch, zum ersten Mal. Was wir auf den nächsten Kilometern erleben/erfahren ist eine der schönsten Strassen die wir bisher gefahren sind. Wunderschön schlängelt sie sich entlang der Hänge durch die Pinienwälder. So ganz und gar nicht die Landschaft wie wir sie von Mexico erwartet hatten. Wir steigen immer höher. Irgendwann haben wir die Hochebene dann erreicht und bewegen uns nun immer zwischen 2300 und 2700m.ü.M. Die Landschaft ist sehr ländlich. Wir kommen uns vor wie in Rumänien (diesmal sehr positiv gemeint!). Unser Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz hoch über dem Basaseachic Wasserfall ist perfekt. Es wird in der Nacht zwar wieder sehr kalt (ca. -5°C), doch am nächsten Morgen wird es auch schnell wieder angenehm warm, so dass wir einen Spaziergang zu den Wasserfällen hinunter machen. Der Wasserfall führt jetzt zwar wenig Wasser, doch man kann sich gut vorstellen welches Spektakel dies im Frühling ist, wenn sich die Wassermassen 300 Meter in die Tiefe stürzen.

Unsere Weiterfahrt nach Creel geht im gleichen Stil weiter. Wunderschöne und sehr gut ausgebaute Strassen, durch tolle Landschaft. Welch ein Genuss wäre das doch mit einem Motorrad, einem Super Seven oder einem Lancia!

Creel ist für die nächsten zwei Tage unser Basislager für den Cooper Canyon. Wir fahren nach Divisadero. Ein zwar sehr touristischer Punkt, jedoch treffen wir hier  keine Touristen. Dies stellen wir jetzt nicht zum ersten Mal fest. An diesem Aussichtspunkt, hoch über der Kupferschlucht, wird sehr viel in den Tourismus investiert. Es gibt eine tolle, neue Seilbahn von Garaventa, einen Klettersteig und eine sogenannte Tirolesa (Canopy), eine Seilrutsche über die Täler hinunter zur Talstation der Seilbahn. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen. Beate hat mir davon schon immer vorgeschwärt, als sie von Costa Rica zurückkam. Nun, immer noch nicht ganz schwindelfrei, versuche ich es. Insgesamt sieben Täler werden überquert, vier Kilometer insgesamt, die längste Rutsche ist über 1100 Meter lang. Was für ein Spass! Was für eine Landschaft! Viel, viel, sehr viel besser als der Grand Canyon! (meine Enttäuschung über das „Show and Shine“-Land USA ist immer noch da…).

Am Abend kehren wir müde zurück auf den Campingplatz in Creel. Wir wollen am nächsten Tag weiter nach Süden fahren und vielleicht auch noch einen Abstecher in die Schlucht runter machen.

Als wir gerade so am Kochen sind, kommen zwei Männer von der lokalen Wassergesellschaft angefahren. Woher wir seien, wohin wir wollen- Smalltalk. Sie fahren wieder weg, kommen aber keine zwei Minuten später wieder. „Ihr wisst schon, dass es hier „schlechte“ Leute gibt. Ihr solltet nicht die Strasse direkt runter nach Guachochi fahren. Zu gefährlich!“ Oha… Etwas verunsichert beginnen wir im Internet zu recherchieren und stossen leider sehr schnell auf einen Artikel, der sagt dass Mitte Dezember 2012 vier Lehrerinnen auf diesem Weg entführt wurden und ein paar Tage später auf einer Ranch tot aufgefunden wurden. Anscheinend ist an der Warnung doch etwas dran. Wir fragen also noch weitere einheimische Leute, ob wir da runter fahren können oder nicht. Der eine sagt: „kein Problem“, der nächste „viel zu gefährlich“. Schlussendlich fragen wir am nächsten Morgen dann noch die Polizei. Die meinen für Touristen sei das kein Problem. Ein Problem sei es für Einheimische, vorallem wenn sie etwas mit Drogen zu tun hätten.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen fahren wir los. 150 Kilometer durch eine tolle Gebirgslandschaft. Scheiss Drogenkrieg, wir können es nicht richtig geniessen, obwohl auch diese Strasse eine absolute Traumstrasse ist.

Glücklicherweise gelangen wir gut in Guachochi an. Von irgendwelchen Ungereimtheiten haben wir nichts mitbekommen.

In Guachochi wollen wir eigentlich nur den Aussichtspunkt Sinforosa besuchen. Wir fahren 17 km über elende Holperstrassen und stehen dann vor einem verschlossenen Tor. Zum Glück taucht mit der Zeit eine alte Frau auf und öffnet uns das Tor für 20 Pesos (ca.1,50 CHF). Wir können sogar dort draussen übernachten. Ein guter, ruhiger und günstiger Platz. Zurück geht’s am nächsten Morgen entlang der Felder, wo wie vor 60 Jahren noch mit dem Pferd gepflügt wird.

Auf der weiteren Fahrt verändert sich die Landschaft wieder komplett. Die Pinienwälder lösen sich langsam auf und es wird wieder eher wüstenartig. Wir machen ordentlich Kilometer und erproben jetzt zum ersten Mal meine neue Idee zum Spritsparen. Mit Erfolg. Nachdem alle unsere Versuche in den USA und Canada mit verschiedenen Benzinzusätzen nichts gebracht haben, sinkt unser Verbrauch jetzt schon beim ersten Versuch von einem Durchschnittsverbrauch der bisherigen Reise von 17,9 Liter /100km auf 13,9 Liter/100km. Die zweite und dritte Tankfüllung haben den Wert nochmal leicht unterboten. Es funktioniert also und es ist noch viel Potential nach unten vorhanden. Um was für eine Technik es sich handelt, will ich noch nicht verraten. Nur soviel: es ist sehr simpel…

Wir übernachten gut bewacht an einer PEMEX Tankstelle, direkt neben einem Militärkontrollposten und fahren weiter nach Durango. Die erste grössere Stadt, wo wir nochmals einkaufen wollen. Wir fahren also nach Durango hinein. Für uns (vorallem für mich) eine Riesenstadt, ein richtiger Moloch. Zum Glück haben wir unser Navi, das uns den Weg zum Walmart zeigt. Etwas komische Verkehrsführung haben sie zum Teil schon hier in Mexico… Das Navi will uns in diverse Einbahnstrassen führen, wir bemerken es jedoch immer noch im letzten Augenblick. Dann heisst es „rechts abbiegen“. Die Ampel steht auf Rot. Also anhalten und warten. Wieso eigentlich? Es kommt ja gar niemand und in den USA kann man meistens auch einfach rechts Abbiegen, wenn niemand kommt. Also wird das hier wohl auch so sein, oder? Also bei Rot über die Ampel. Oha, was ist das? Der Walmart ist ja ganz auf der anderen Seite! Wir müssen wenden. Also geradeaus weiter und dann einen U-Turn. Was soll das jetzt? Wir sind auf der Busspur! Und schon fährt ein Polizist mit dem Motorrad neben uns und bedeutet uns rechts raus zu fahren. Okay, ganz ruhig bleiben und nicht zu viel verstehen… Er sagt uns wir seien bei Rot über die Ampel und dann noch auf der Busspur gefahren. Ach ja, haben wir das? Das kostet 12 mal ein Tagessatz à 65 Pesos. Also total 780 Pesos, etwa 58 Franken. Zu bezahlen gleich hier. „Nein, wir bezahlen hier gar nichts. Wir können zusammen auf das Polizeirevier fahren, kein Problem, aber hier bezahlen wir nichts!“ Der Polizist versucht es weiter. Wir sollen bezahlen, das Polizeirevier sei erst morgen Montag wieder geöffnet… „Kein Problem, wir kommen morgen dahin, zeigen unseren Führerausweis und bezahlen dann.“ Dem Polizisten ist es nicht mehr ganz geheuer und er wird sich wohl denken: „Wieso bezahlen die beiden Gringos nicht und ich kann Feierabend machen für heute?!“ Er studiert noch etwas rum, wahrscheinlich um doch noch einen Weg zu finden, wie er Geld von uns bekommen kann. Schlussendlich begreift er wohl, dass hier nichts zu holen ist und sagt: „Okay, no ticket. Keine Busse. Wir sollen aber in Zukunft aufpassen. Er eskortiere uns jetzt noch zum Walmart. Wir freuen uns innerlich, schreien unsere Freude über unseren Sieg aber erst auf dem Walmart-Parkplatz aus.

Den Abend verbringen wir etwas westlich von Durango in einem Art Wildpark. Wir schlagen wiedermal das Dachzelt auf, direkt neben dem Rotwild-Gehege (vielleicht auch Wapitis oder ähnlich). Die Nacht wird mit ca. -5°C oder -6°C wieder sehr kalt und wir schlafen nicht wirklich gut. Auch der Motorbremslärm der LKW’s stört uns etwas, obwohl die Strasse hinter einem Hügel liegt. So beschliessen wir dann doch weiterzufahren, obwohl wir am Abend zuvor überlegt hatten hier einen weiteren Tag zu bleiben.

Wir machen uns auf nach Guanajuato, einer Stadt in der die ehemaligen Stollen der Silberminen heute als Strassen (Tunnels) benutzt werden. Doch davon mehr in unserem nächsten Bericht!    

 

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