Baja California

19.01.2012. - 27.01.2013                                                                                          Autor: Marc

Baja California

Schon weit oben in den US-Statten hatten wir immer wieder von der Baja California gehört. Mehr oder weniger lief es darauf hinaus, dass dies der einzige Teil von Mexico sei, der sich zu besuchen lohne. Also auf! Wenn es die Amerikaner sogar als „bereisbar“ ansehen, ist es ja ein guter Einstieg auf das wahre Mexico, sprich das Festland und dann auf die weiteren Staaten in Mittelamerika.

Die Nacht vor unserem Grenzübertritt verbringen wir auf einem halb-offiziellen Campingplatz etwa 50 Kilometer vor der Grenze. Schön an einem See gelegen liegen die Stellplätze, wo einige Kanadier drei bis fünf Monate verbringen. Für uns unverständlich, zeigt sich doch beim Aussteigen aus dem Auto, dass die gegenüberliegende Kuhmästerei auch ihren Abgasausstoss hat. Ich bevorzuge jedenfalls die Gerüche die sich in einer Autogarage ausbreiten…

Der Grenzübertritt geht sehr schnell. Etwas zu schnell. Wir sollten unser Visazettel rausnehmen lassen und einen Zettel, dass das Auto die USA verlassen hat abstempeln lassen. Doch wir befinden uns schon in Mexico… Also zu Fuss nochmals zurück auf die Ami-Seite. Hier weiss jedoch keiner was wir wollen – das hätten sie hier noch nie gemacht. Komisch, dass andere an genau dem gleichen Grenzübergang auch rüber sind. Für mich ist je länger je mehr klar, dass die Amerikaner auch ihre hochgelobte Sicherheit an den Grenzen absolut nicht im Griff haben. Für mich ist dieses Land über das Ganze gesehen ein wahres Armutszeugnis für eine sogenannte „Weltmacht“. Die USA hat eine Sache gut gemacht und das ist die Organisation der Nationalparks. Mehr sind sie aber nicht im Stande gewesen. Dies ist keine Weltmacht, dies ist ganz klar ein Entwicklungsland, in Europa etwa vergleichbar mit Rumänien, mit einem leichten Vorteil für Rumänien, denn dieses Land hat immerhin eine Kultur.

Die Einreise in Mexico ist dann umso unkomplizierter und freundlicher. Ein älterer Beamter hilft uns beim Ausfüllen der Papiere. Die Bezahlung des Touristenvisums muss über eine Bank erfolgen, diese sind jedoch geschlossen, da es Samstag ist. Dies sei jedoch kein Problem und könne an jeder Bank innerhalb 30 Tage einbezahlt werden. Er schickt uns dann ca. 10 km weiter wo wir unsere temporäre Einfuhr des Autos regeln können. Wir finden es nicht gleich, bekommen jedoch eine eigene Polizeieskorte, als wir einen Polizisten am Strassenrand nach dem Weg fragen. Auch die Autoregistration ist dann keine grosse Sache. Wir bezahlen 200 US$ als Depot, dies ist abhängig vom Alter des Autos. Das Depot bekommen wir bei der Ausreise wieder. Das Einfuhrdokument kostet zusätzlich 49 US$. Und schon sind wir unterwegs in Mexico. Also nichts wie auf Richtung Süden

Unser erstes Ziel ist ein Campingplatz in San Felipe, den uns Anita und Markus, die wir auf dem Dempster Highway hoch oben im Yukon getroffen haben, empfohlen haben. Der Campingplatz ist dann auch recht schön, aber teuer, da wir in den letzten Monaten in den USA praktisch nie für Übernachtungen bezahlt haben. In San Felipe geniessen wir ein paar Tage und informieren uns endlich mal etwas über die Baja und unseren weiteren Reiseverlauf. Wir sind etwas im Rückstand, geniessen aber doch noch das gute Essen hier in San Felipe, unser erstes mexikanisches Essen – Tacos, Burritos und Enchilada.

Weiter fahren wir der Küste entlang nach Süden. Von den Kanadiern und Amerikanern auf unserem Campingplatz wurde die Strasse durchweg als elende Rüttelpiste beschrieben. Wir merken davon lange nichts, denn die Strasse wurde zu einem grossen Teil schon neu gemacht. Nichts mit Schüttelpiste, bis… die asphaltierte Strasse fertig ist… Jetzt sehen wir was alle gemeint haben. Rüttel, rüttel, schüttel, schüttel…

Wir finden einen sehr guten Platz zum Übernachten in einem ausgetrockneten Flussbett. Dort treffen wir Ron, einen angefressenen Mountainbiker aus Seward, Alaska. Er verbringt jeweils den Winter auf der Baja und ist dafür Bike-mässig sehr gut ausgerüstet. Er besitzt nämlich ein sogenanntes Fat-Tire-Bike, ein Mountainbike mit extrem dicken Reifen. Diese werden normalerweise in Alaska verwendet um auf dem Schnee fahren zu können. Es gibt beim berühmten Iditarod Schlittenhunderennen sogar eine eigene Kategorie für diese Bikes. Ron braucht das Bike hier um damit über den weichen Sand fahren zu können und damit weit in die Schluchten der Baja vorzudringen. Natürlich lasse ich mir eine Probefahrt nicht nehmen. Geil, einfach so über den weichen Sand fahren zu können, wo man sogar zu Fuss tief einsinkt.

Auf dem Weg nach Guerrero Negro treffen wir ein deutsches Paar (Julia & Jürg), welche  mit dem Fahrrad unterwegs sind. Auch sie wollen bis ganz in den Süden, nach Ushuaia hinunter. Vor Guerrero Negro gibt es dann noch eine Desinfektion des Autos. Schon komisch, doch naiv wie wir bisher sind, bezahlen wir die 20 Pesos. Wie wir später erfahren, hätten wir dies nicht müssen…

Unser nächstes Ziel ist die Walbeobachtung in der Laguna de San Ignacio. Davor übernachten wir auf einem sehr einfachen Platz in San Ignacio. Am nächsten morgen starten wir zur Lagune. Im Dorf San Ignacio, welches einen wunderschönen Dorfplatz hat, ist alles gut beschriftet. Doch dann am Ende des Dorfes fragen wir uns, ob dieses Schild wirklich richtig ist. Eine elende kleine Gasse geht zwischen ein paar Bruchbuden steil berghoch. Ein Stückchen weiter sehen wir dann, dass wir richtig gefahren sind, denn wir gelangen von der kleinen Gasse direkt auf eine frisch asphaltierte Strasse, welche der Kantonsstrasse durchs Prättigau in nichts nachsteht… So gelangen wir zügig in Richtung Lagune. Aber 25 Kilometer vorher ist unsere „Prachtsstrasse“ dann fertig und wir hoppeln wieder über ein Waschbrett nach dem anderen.

Die Möglichkeit zur Walbeobachtung finden wir dann schnell. Dies ist wohl das Hauptgeschäft hier. Also gleich auf das Boot.

Wir fahren für zwei Stunden hinaus auf die Lagune, welche sich direkt am Pazifik befindet. Schon bald machen wir die ersten Wale aus. Riesige Viecher! Immer wieder tauchen sie auf um Luft zu holen. Oft auch Mutter mit Kalb. Schön ihnen zuzusehen!

Spannender sind jedoch die Delfine. Sie verfolgen uns teils richtiggehend, wenn wir mit dem Boot dahin preschen. Sie warten immer kurz vorher und schwimmen dann direkt am Rand des Buges, um urplötzlich neben dem Boot hochzuspringen. Mit der Videokamera gelingen mir ein paar gute Aufnahmen davon. Auch die typischen Delfingeräusche sind, neben dem ausatmen der Wale, gut hörbar.

Ein weiteres tierisches Highlight sind die Pelikane die aus grosser Höhe wie Pfeile ins Meer hinunter stürzen, um Fische zu fangen. Es erinnert mich stark an die japanischen Kamikaze-Flieger!

Ja, der Ausflug zu dieser Lagune hat sich gelohnt, auch für mich „Tier-Muffel“.

Wir haben mittlerweile beschlossen die Baja nicht bis ganz in den Süden  zu befahren, sondern schon in Santa Rosalia mit der Fähre auf das Festland überzusetzen. Die Baja hat uns bisher nicht so enorm begeistert wie es uns die Amis weiss machen wollten, und der untere Teil der Baja ist von (Ami-) Tourismus geprägt. Das brauchen wir definitiv nicht.

Wir verbringen die letzten zwei Tage an der Bahia Conception auf der Playa Los Cocos. Hier treffen wir Anni und Wolfgang aus Österreich, die sage und schreibe schon 14 (!) Jahre unterwegs sind. Sie haben soviel Zeit, dass sie jetzt einen Monat an diesem Strand bleiben. Wir müssen jedoch weiter, wir haben ja keine Zeit zu verlieren… Von den Beiden bekommen wir noch viele Tipps für Mexico und Mittelamerika. Vielen Dank dafür. Wir werden aber auch noch etwas verunsichert. Wurden wir bei der Fährbuchung schon wieder übers Ohr gehauen?!

Am Nachmittag fahren wir wieder los Richtung Norden nach Santa Rosalia. Wir sind nur zwei Autos und ein Lastwagen auf der Fähre. Die Zollkontrolle ist freundlich, doch man will vieles sehen. Janu. Wir haben ja Zeit (ein paar Minuten…) Wir kommen mit dem Paar des zweiten Auto ins Gespräch und stellen dabei fest, dass wir gleich viel bezahlt haben wie sie. Ein Ehepaar aus Mexico City, welches auch auf der Baja ihre Ferien verbracht hat – Barbara und Homero. Sie laden uns sogar ein sie zu besuchen. Diese Einladung werden wir sicher nicht ausschlagen!

Die Fährüberfahrt verläuft für uns sehr ruhig. Wir haben eine Kabine gebucht und schlafen trotz (oder gerade wegen?) Motorenlärm durch, bis der Anlegevorgang in Guyamas beginnt. Immerhin zehn Stunden waren wir mit der Fähre unterwegs!

 

Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt: das wahre Mexico! Wir sind gespannt!

 

Ach ja, unsere ersten Spanischversuche waren erfolgreich, wir lernen täglich dazu!

 

zu den Bildern