Guatemala

4. bis 16. März 2013                                                                                                        Autor: Marc

Guatemala – länger als geplant

Unsere nächste Grenze steht bevor: Belize nach Guatemala. Von einem anderen Reisenden hatten wir erfahren, dass die Grenze nach Guatemala die schlimmste gewesen sei. Jedoch nicht an diesem Grenzübergang. Bei uns lief alles sehr ruhig und korrekt ab. Nach 1 ½ Stunden war der ganze Spuck auch schon vorbei und wir waren wieder unterwegs in einem neuen Land.

Als erstes mussten wir gleich mal Tanken, kamen wir doch gerade noch mit dem letzten Benzin zur Grenze. Der Benzinpreis in Guatemala ist aber, wie auch in Belize, verglichen mit Mexiko ziemlich hoch. Die weitere Fahrt ging dann Richtung Tikal, der Ruinenstätte schlechthin, glaubt man jedenfalls den gängigen Empfehlungen. Nun, wir waren dort, sind viel gelaufen und auf viele Tempel hochgeklettert. Schön - aber so richtig vom Hocker gehauen hat es uns nicht. Da waren die Ruinen von Calakmul schon eine Stufe besser. Doch das ist Geschmacksache…

Für den weiteren Verlauf der Reise sind wir uns sehr unschlüssig. In Kolumbien herrschen seit Wochen Unruhen, da die Kaffeebauern streiken und immer mehr Gruppen diese unterstützen; auch die FARC, die Rebellenbewegung. Ein Kollege von einem Kollegen hängt seit zwei Wochen fest und schreibt uns, dass die Situation immer schlimmer statt besser werde. Sie würden in zwei Wochen nach Hause, in die Schweiz, zurückverschiffen. Für uns scheint zum jetzigen Zeitpunkt klar zu sein, dass wir nicht nach Kolumbien verschiffen. Doch wohin sonst? Von Costa Rica nach Ecuador wäre eine Alternative, doch eine Schifffahrtslinie, die diese Route anbietet, haben wir bisher nicht gefunden.

Vor unserem Grenzübertritt hatten wir geplant in Guatemala nur rasch Tikal anzuschauen und dann auf direktem Weg bei den Ruinen von Copan über die Grenze nach Honduras zu fahren. Nun haben wir aber immer mehr das Gefühl etwas zu verpassen von Guatemala und beschliessen noch einen Schlenker durchs Land zu machen. Das Land selbst ist schön, ein etwas unsicheres Gefühl macht sich wahrscheinlich nur breit, weil wir immer wieder schlechtes über Guatemala gelesen haben und leider in unserem Reiseführer auch immer wieder lesen. So sollen zum Beispiel Überfälle auf gewissen Strassen immer noch möglich sein… So sicher wie wir uns zuletzt in Mexico gefühlt haben (auch wenn die Amis, die noch nie da waren das Gegenteil behaupten), fühlen wir uns leider nicht mehr. Wahrscheinlich jedoch unbegründet. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, wenn man durch abgelegene Dörfer und Täler fährt und jeder zweite eine riesige Machete oder einen Revolver am Halfter trägt. Ganz zu schweigen von den Pumpguns der Angestellten der vielen privaten Sicherheitsfirmen…

Wir übernachten einmal auf einer sehr gepflegten Finca, wo wir seit langem auswärts wieder richtig gut Essen. Wahnsinn, sie könnten ja schon kochen und zwar nicht nur Tacos!

Unser Weg geht weiter auf „nicht-touristischen“ Pfaden. Wir fahren über schlechte Strassen, durch Dörfer die irgendwie an Bilder aus dem Himalaja erinnern. Es fängt auch noch an zu regnen – von wegen Trockenzeit. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit liegt irgendwo bei 30 km/h. Als wir wieder eine asphaltierte Strasse erreichen, überlegen wir uns, ob wir gleich hier schlafen sollen oder noch weiter sollen. Da es noch recht früh am Nachmittag ist, beschliessen wir weiterzufahren. Noch etwa 100 Kilometer liegen vor uns. Die Strasse beginnt sehr gut. Leider nur bis ins erste Dorf, dann werden die Schlaglöcher immer grösser. Wir sehen auf der Karte, dass wir nicht wirklich schnell weiterkommen. Es beginnt auch wieder kurz zu regnen. Die Strasse ist nur noch eine Schlammpiste. Irgendwo sehen wir dann unter uns ein riesiges Rutschgebiet (es erinnert mich an die Fahrt in die Alp Drusa, nach dem Schuderser Älpli, nur viel grösser!) durch das sich die Strasse windet. Es kommen uns aber immer wieder Busse, Autos und sogar Lastwagen entgegen. Also kann es so falsch nicht sein.

Irgendwann als ich die beste Linie suchend, den Schlaglöchern ausweichend, dahinschleiche, liest Beate mir aus dem Reiseführer vor, diese Strasse werde als „die Mutter aller Schotterstrassen“ bezeichnet. Wie wahr…!

Schlussendlich schaffen wir es aber doch noch zu einem Dorf und übernachten an einem sehr rustikalen Ort (um es mal milde auszudrücken), sehen dabei aber auch wie die Bevölkerung hier lebt. In Europa würden die Linken von „menschenunwürdigen“ Lebensbedingungen sprechen, hier kennt man meist nichts anderes und die Leute sind deshalb nicht unglücklicher als wir. Die Stahlbrücke mit den diversen losen Fahrbahnplatten, etwa 100 Meter von unserem Schlafplatz entfernt, sorgt für eine unruhige Nacht…

Das nächste Ziel ist der Atitlan-See. Auf dem Weg dahin fahren wir wieder durch viele kleinere und grössere Dörfer. Die Verkehrsführung ist uns immer wieder ein Rätsel. Schilder wo es zum nächsten Dorf geht, gibt es praktisch nirgends. Die Strassen sind durch wild durcheinander geparkte Autos, Marktstände usw. verstellt. In Chichicastenango machen wir Halt. Diese Stadt soll für seine Taschendiebe bekannt sein. Wir schlendern einige Stunden durch die Stadt und über den Markt – unbehelligt. Eine schöne, kleine Stadt!

Gegen Abend treffen wir am Atitlan-See ein. Wir unterhalten uns gut mit einem amerikanischen Paar aus New Mexico und treffen auch noch auf zwei Deutsche, Claudia und Uwe. Die beiden haben in etwa die gleiche Reiseroute wie wir, sind aber schon seit drei Jahren unterwegs! Vor unserer Reise habe ich oft gedacht, dass die zwei Jahre, welche wir Zeit haben viel zu lange seien. Nun, mittlerweile muss ich sagen, die Zeit reicht nirgends hin. Wir müssen ziemlich schnell reisen, um wirklich bis Feuerland zu kommen und können somit vieles nicht so lange anschauen, wie wir eigentlich möchten. Aber was solls, besser als gar keine Zeit zum Reisen!

Am nächsten Morgen zeigen sich die Vulkane, welche den Atitlan-See umgeben, auch für uns noch in vollem Glanz, nachdem sie am Abend zuvor im Dunst versanken. Wir fahren weiter durch eine tolle Berglandschaft nach Antigua. Diese Stadt wurde uns immer wieder von Reisenden empfohlen und jetzt sind wir wider Erwarten also doch noch hier angelangt. Auch unseren Spanisch-Sprachkurs, welcher eigentlich zugunsten einer schnelleren Weiterreise nach Costa Rica gestrichen wurde, machen wir hier. Fünf Tage jeweils vier Stunden lernen wir beide zusammen mit unserer Spanischlehrerin.

Auch ein weiteres „Highlight“, weshalb viele Reisende um Ostern nach Antigua fahren, haben wir gesehen: die Prozessionen. Schon mehrere Wochen vor Ostern finden diverse katholische Veranstaltungen statt. Höhepunkt ist jeweils Sonntags ein Umzug der von morgens früh bis fast um Mitternacht dauert. Als dann auch noch der neue Papst gewählt wurde, war das erzkatholische Antigua völlig aus dem Häuschen.

Jetzt haben wir aus unseren geplanten zwei oder drei Tagen Guatemala, doch ca. zwei Wochen gemacht und es war gut so! Wir reisen über die Copan Ruinen nach Honduras aus. Von unserer Weiterreise durch Honduras und Nicaragua nach Costa Rica mehr beim nächsten Bericht!

 

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