Waterton - Fort St. John

 

2.8.-11.8.2012                                                                                                                  Autor: Marc

Wo sind all die Tiere hin?

Nach unserem, wie schon beschrieben, problemlosen Grenzübertritt nach Canada verbrachten wir die Nacht in Waterton Lakes Village. Auch Kate und William, das Prinzenpaar aus England hat unlängst hier übernachtet. Wahrscheinlich jedoch etwas mondäner als wir. Es regnete wiedermal wie aus Kübeln und so verbrachten wir eine weitere Nacht im Auto. Auch am nächsten Morgen war das Wetter immer noch sehr wechselhaft, so dass wir uns entschieden weiter Richtung Norden zu fahren. Wir lasen das Canmore eines der besten Bikegebiete sei. Also, müssen wir da mal hin!

Auf der Strassenkarte fanden wir eine kleine „Forestry Trunk Road“, also eine Forststrasse, welche einige Täler weiter westlich als der Highway verlief. Durch ein schönes Tal stiessen wir immer weiter nach Norden vor. Mit der Zeit gab es immer mehr Camper die wild campierten. Praktisch alle waren mit Motocross-Maschinen oder Quads ausgerüstet. Anhand der kleinen Wege am Strassenrand, welche in die Wälder führten, kann man sich gut vorstellen, dass das ein Traumgebiet ist um Enduro zu fahren. (Für die Enduro-Fahrer zuhause: Forestry Trunk Road nordwärts von Coleman Richtung Highwood Pass).

Leider hatten wir bisher immer noch keine Tiere gesehen. So sprach Marc in seinem „Frust“ in English aus: „No bears at all!“. Just in diesem Moment überquerte doch eine Schwarzbärin mit ihrem Jungen ca. 100 Meter vor uns die Strasse. Unsere ersten Bären! Es war wirklich wie auf den Bildern ,die man immer in den Prospekten und Reiseführern sieht. Wenig später lief dann auch noch ein Coyote vor uns her. Er wollte uns die Strasse einfach nicht überlassen. Kurz vor der Passhöhe des Highwood Passes (2206 m.ü.M.) standen dann ein paar Rocky Mountain Goat (Bergziegen) am Strassenrand. Scheu waren diese auch überhaupt nicht, wie ein anderes Auto erfahren musste.

Bevor wir nach Canmore gelangten übernachteten wir nochmals auf einem Provincial Campground etwas südlich von Canmore. Schön an einem See gelegen, mussten wir jedoch auf den „Overflow“-Platz ausweichen, da der Hauptplatz schon vollkommen besetzt war. Das kann ja schön werden übers Wochenende. Hier trafen wir dann auch unsere ersten Deutschen.

Am Samstag hiess es dann als erstes einen Campingplatz im Tal zu finden, so dass wir auch guten Zugang zu den sagenumwobenen Singletrails (in USA und Canada: SingleTRACKS) hatten. Wie sich schnell herausstellte waren die meisten Campgrounds besetzt. Es war ein verlängertes Wochenende und in Canmore fand ein Folkmusikfestival statt. Auf einem Campground einige Kilometer südlich von Canmore fanden wir dann noch einen Platz, den wir mit zwei Mädels, welche das Folkfestival besuchten, teilen konnten. Fürs Biken nicht gerade ideal, da wir doch immer mit dem Auto zu den Ausgangspunkten fahren mussten. Auf Fahrten auf dem stark befahrenen Highway haben wir keine Lust, die Canadier anscheinend schon...

Aufgrund eines Tipps kauften wir in einem Bikegeschäft ein Büchlein mit den besten Touren im Gebiet. Die 20  CAN-$ hätten wir uns im Nachhinein sparen können. Alle Touren waren auch auf den Karten der Touristeninformation drauf und die besten Singletracks gibt es sowieso im Canmore Nordic Center (CNC). Jeder Biker der gerne Singletrails fährt, muss das unbedingt einmal gesehen haben. Für die Langläufer ist es im Winter sicher auch ein Wahnsinnsgebiet. Marc hat in Europa bisher noch nie so etwas erlebt. Ein Trail am anderen mit so verheissungsvollen Namen wie EKG, Coyote, Swamp, Sherwood Forest, Roller Coaster, usw.

Als erstes machten wir jedoch einen Trail vom Büchlein- Montane Traverse Trail – ein kleiner Weg der die nördliche Talseite entlang führte. Auch alles Singletrail, aber nicht mit soviel „Flow“ wie im CNC.

Was recht neu für uns in Canmore war: Mücken und damit verbundene Mückenstiche. Nach unserer ersten Biketour hinterliessen sie einen Hort der Zerstörung über uns…

Am zweiten Tag wollte Marc unbedingt noch einige Trails im CNC fahren. Beate fuhr dann auf eigene Faust ihre Trails ab. Marc fuhr dabei eine grosse Runde über die verschiedensten Trails. 16 Kilometer ohne einmal den gleichen Trail oder auf einer Strasse zu fahren. Beate klemmte sich irgendwie noch einen Nerv im Rücken ein. So fuhren wir am Abend noch nach Banff in die Upper Hot Springs. Was hier als weiss ich wie fantastisches Bad angepriesen wurde, stellte sich für uns Tamina-Therme–Verwöhnten als ziemliche Enttäuschung heraus. Auch hier gilt wieder: „ich hätte es mir grösser vorgestellt“ und gerne mit weniger Japanern und Chinesen...

Unser weiterer Weg führte uns nun Richtung Jasper. Da wir jedoch erst sehr spät am Tag gestartet waren, anschliessend noch einige Sachen in Lake Louise angeschaut hatten (Lake Moraine und den See von Lake Louise) und dabei auch unsere erste Pannenhilfe leisten mussten / durften (Radwechsel), fuhren wir nach Westen den Kicking Horse – Pass runter, wo wir wieder übernachten konnten. Das Yoho-Valley zeigte sich als ein sehr schönes Tal, welches um einiges weniger überlaufen war als Banff und Lake Louise. Am Ende des Tales sahen wir dann noch den wirklich sehr schönen Takakkaw-Wasserfall. Leider gab es keinen Camping direkt am Ende der Strasse, so dass wir das Tal  wieder zurückfahren mussten. Dabei mussten wir auch schon unsere zweite Pannenhilfe leisten: Auto überbrücken. Dabei sprachen uns dann auch noch zwei Schweizer an – Reto und Vreni – mit welchen wir dann auf dem Campground noch einen Grossteil unseres Abends verbrachten. Wie sich herausstellte ist Marc’s noch fehlender Pfeifentabak hier horrend teuer: 35 CAN-$ für ein Päckchen…

Gleich oberhalb des Campingplatzes befanden sich die Kehrtunnel am berühmten Kicking Horse. Am Morgen machten wir, auf unserer Fahrt zurück in den Jasper Nationalpark, noch kurz Halt um das Schauspiel zu betrachten wenn hier ein Zug durchfährt. Die Güterzüge sind hier beinahe unendlich lang. Wieviele Tonnen da wohl befördert werden? Beinahe jeder Wagen war mit zwei 40 Fuss- Schiffscontainern- übereinandergestapelt- beladen. Bei etwa 100 Wagen haben wir aufgehört zu zählen… Ein Schauspiel auch für einen Anti-Eisenbähnler wie Marc.

Der Jasper Nationalpark war, wie schon Yellowstone, ernüchternd. Keine Tiere gesehen, schöne Landschaft, Columbia Icefield – ein Gletscher eben, Athabasca Falls – ein recht sehenswerter Wasserfall mit schöner Schlucht. Alles in allem aber nichts was einem als Schweizer aus den Socken haut. Tiere sieht man bei uns meistens auch nicht, die Landschaft ist zumindest bei uns in Graubünden z.T. auch recht schön, Gletscher haben wir auch noch genügend und der Rheinfall ist fast gleich spektakulär wie der Athabasca Fall.

Wir klapperten dann noch einige Touristenziele ab. Am Edith Cavel-Gletscher machten wir noch eine schöne Wanderung mit einigen Höhenmetern. Die Anfahrt war ein Traum, was man auch an den vielen Rennradfahrern merkte. Ganze Gruppen stürmten den Berg. Wir sahen dabei auch noch einen Bär, der gerade im Wald verschwand.

Jasper liessen wir relativ schnell hinter uns. Auch Maligne Lake schauten wir uns nicht an, da schlecht Wetter aufkam. Wir fuhren also weiter Richtung Westen mit Ziel Prince George. Dabei kamen wir in ein ziemlich heftiges Gewitter. Wir mussten sogar kurz anhalten, da der Scheibenwischer nicht mehr ganz so schnell mitkam...

Auf dem Pass schauten wir uns dann noch die Gedenkstätte zu Ehren von Terry Fox (in seinem Namen wurden bisher mehr als 360 Millionen Can-$ für die Krebsforschung gesammelt!) an. Bei der Abzweigung nach Prince George in Tete Jaune Cache hiess es dann: stopp! Erdrutsch. Strasse gesperrt. Umweg: 800 Kilometer... Es gab dann aber gleich einen Camping daneben und am nächsten Tag war auch schon alles wieder geräumt.

In Prince George kauften wir dann nochmal richtig ein. Es wird langsam alles recht teuer... Wir fuhren nordwärts weiter nach Mackenzie wo es einen schönen freien Campingplatz gab. Extrem viele Elche und Bären, jedenfalls den Schildern am Strassenrand nach. Wir haben aber bisher fast enttäuschend wenig Wild gesehen.

Auf einer kleinen Runde mit dem Bike (ca. 25 km) nach Mackenzie überquerte dann doch tatsächlich wiedermal ein Schwarzbär etwa 50 Meter vor uns unseren Weg.

Der weitere Weg nach Fort St. John war landschaftlich wieder sehr, sehr schön. Wild haben wir leider auch hier nicht gesehen, trotz der vielen Elchwarnschilder...

Wir hoffen nun einfach, dass wir im Norden und später auf dem Runterweg über den Cassiar-Highway nach Stewart umso mehr Tiere sehen werden. Vielleicht davon schon in unserem nächsten Bericht mehr! Nun gehts aber auf in den Norden, wo das Benzin wahrscheinlich noch teurer wird...

 

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