Dempster Highway

19.8.-27.8.2012                                                                                                         Autor: Marc

Dempster Highway

Der Dempster Highway sollte unser nächstes Ziel werden. Zwar haben uns sehr viele Leute die wir getroffen haben davon abgeraten, bzw. geraten nur bis Eagle Plains etwa in der Mitte der Strecke zu fahren. Etwas unschlüssig was wir jetzt machen sollen, fuhren wir Richtung Dawson City. Tendenziell wollten wir eher nicht fahren, da auch das Benzin immer teurer (und wohl auch schlechter…) wurde, je weiter wir in den Norden vorstiessen. Zwischen der Abzweigung zum Dempster Highway und Dawson City klapperten wir jede Tankstelle ab, um zu schauen wie teuer der Sprit war. Die Preise lagen durchweg bei 1,55 Can-$ und 1,59 Can-$. (Der Kanadische Dollar ist momentan etwa 1:1 mit dem Franken). Für schweizer Verhältnisse ja noch ein akzeptabler Preis, hier aber das teuerste bisher. Auf unsere Nachfrage wie teuer das Benzin denn oben in Inuvik sei, bekamen wir die Antwort: 1,75 aufwärts. Für unsere Entscheidung also nicht wirklich hilfreich.

Im Visitor Center des Dempster Highway in Dawson City, trafen wir dann zwei ältere Deutsche, die ihrem Deutsch an wohl schon länger in Kanada leben. Sie sagten uns genau das Gegenteil, was wir bisher gehört hatten. Wunderschön, fantastisch, wir sollen das unbedingt machen. Okay, also dann doch, wir gehen auf den Dempster.

Nachdem wir einen kleinen Rundgang durch Dawson City gemacht, wo wir unteranderem auch die Blockhütte von Jack London (oder eine Kopie davon) gesehen und noch einige Sachen eingekauft hatten, fuhren wir los Richtung Tombstone, dem ersten grösseren Wandergebiet am Anfang des Highways. Per Zufall sahen wir noch eine Tankstelle in einem Industrieteil wo wir für 1,35 Can-$ volltankten. Über 20 Cents günstiger als alle anderen an der Hauptstrasse!

Auf dem Weg zur Abzweigung sahen wir dann auch noch unseren ersten Elch (Elchkuh) aus naher Distanz in einem See neben der Strasse. Nach einigen Minuten hielten noch zwei Autos an, dann gingen drei Schüsse, der Elch blieb stehen wie angewurzelt. „It’s hunting season!“(Es ist Jagdzeit!) Den Rest schauten wir uns dann nicht mehr an.

Wir fuhren an diesem Abend ein gutes Stück durch eine schöne Gebirgslandschaft. Auf einem Campground machten wir halt und kochten wiedermal über dem Feuer. Beate hat das Feuermachen schon recht gut im Griff. Beim anschliessenden Verdauungsspaziergang laufen unsere Nachbarn an uns vorbei und sagen „Hallo“. War das ein „Hallo“? Kerstin und Mattias sind zwei Landsleute von Beate und kommen aus Thüringen, also auch zwei Ossis. Sie haben sich vor drei Jahren einen Pickup mit einem einfachen Wohnaufbau gekauft und kommen seither jedes Jahr in den Yukon. Dieses Jahr machen sie in vier Wochen den Dempster Highway von Withehorse aus. Sie nehmen sich wirklich viel Zeit um zu Wandern und Fischen. Morgen würden Sie eine Wanderung entlang der Berge auf die wir gerade mit dem Fernglas schauten machen. Ob wir vielleicht auch mitkommen wollen? Na klar.

Die Wanderung war leicht. Ein kurzer ca. 45 minütiger Aufstieg, dann ging es immer der Felskette entlang. Ab und zu musste man den Weg wieder etwas suchen. Wunderschöne Felsen, wie man sie eher in den Dolomiten vermuten würde, ragten neben uns auf. Auf dem Rückweg wurden wir dann ganz kurz verregnet, doch alles in Allem hat sich die Wanderung sehr gelohnt. Wir beschlossen zusammen zu campieren. Etwa 10 Kilometer weiter hatten die beiden schon einmal übernachtet. Als wir hinfuhren, standen da aber schon zwei Zelte. Umdrehen? Wieso denn, da geht doch eine Spur runter ins Bachbett! Im Bachbett bauten wir dann mit unseren zwei Autos unser bisher bestes Camp auf und verbrachten einen sehr schönen Abend mit Kerstin und Mattias. Dabei lernten wir schon wieder Sachen dazu, die uns das Reisen erleichtern werden. Ja, man ist nie zu alt um noch etwas dazuzulernen!

Am nächsten Tag trennten sich dann unsere Wege. Wir wollten nun doch wieder etwas zügiger vorwärts machen, die anderen Beiden wollten noch etwas „rumschlumpern“. Wie es bisher auf unserer Reise schon fast Standard war, sahen wir auch hier nur wenige Tiere. Einmal zwei Grizzlybären von Weitem, das war‘s. Landschaftlich ist der Dempster Highway entgegen aller Tipps und Ratschläge aber etwas vom besten was wir bisher gesehen haben. Auf dem Hochweg, sah man schon wie sich die Pflanzen langsam verfärben, auf dem Runterweg war die Färbung dann schon sehr weit fortgeschritten.

In Inuvik angekommen, dann das was wir erwartet hatten: Inuvik muss man nicht gesehen haben, aber der Weg dahin hat Klasse. Beate wollte unbedingt ans Nordpolarmeer nach Tuktoyaktuk fliegen. Ich wollte eigentlich nicht. Schlussendlich entschied ich mich doch auch dafür. Mit einer Gruppe von insgesamt zehn Personen flogen wir am nächsten Tag mit zwei fünfplätzigen Flugzeugen zu diesem Tuk (umgangssprachliche Abkürzung). Der Flug übers Mackenzie Delta war wohl schon recht sehenswert – die Fotografen um mich rum knipsten jedenfalls kräftig. Ich musste mich auf die Instrumente des Flugzeugs konzentrieren, da Beate und ich uns aufgeteilt hatten, durften wir Co-Piloten sein. Leider durfte ich nicht fliegen – Beate schon…

In Tuk bekamen wir eine Führung von einer älteren Frau, welche acht Monate im Jahr im „Busch“ bzw. in der Tundra lebt. Auf die Frage einer deutschen Dame was Sie denn im Winter hier oben machen würde, gab sie zur Antwort: „nicht was ich im Winter hier mache ist die Frage, was mache ich im Sommer hier?!“. Im Winter leben sie hier als Trapper. Sie jagen und stellen Fallen auf. Im Winter ist hier auch in der Stadt Leben, denn dann gibt es die Iceroad (genau, die aus der Fernsehserie „Iceroad-Truckers“) und man hat eine Landverbindung zu Inuvik.

Wir besichtigten den „Kühlschrank“ des Dorfes. Mitten im Dorf wurde ein senkrechtes, etwa zehn Meter tiefes Loch in den Permafrost gegraben (wohl eher mit Spitzhammern rausgeschlagen!), von dem dann einige Gänge abgehen. So hat es insgesamt 18 Keller dort unten, wo die Dorfbewohner im Sommer ihre Fische tiefgefrieren können.

Aus der Kälte hochgekommen, war es dann oben wieder richtig warm. Wir wurden ans Meer gefahren, rausgelassen mit dem Kommentar: „Jetzt können Sie machen was Sie wollen!“ Baden im Polarmeer war angesagt. Ein Amerikaner hatte schon den ganzen Weg damit geprallt, dass er die Badehosen dabei habe. Nun, ich war schneller… Es war eiskalt. Als ich schwimmen wollte, hat es mir am Anfang für einen Moment den „Schnuff verschlagen“, dann ging es allerdings recht gut.

Zurück in Inuvik beschlossen wir am nächsten Tag die Rückfahrt anzutreten. Zuvor rang aber auch ich mich einmal durch um in der Nacht aufzustehen. Beate hatte schon in den vergangenen zwei Nächten Nordlichter gesehen. Selbstverständlich kamen die Nordlichter dann auch wie bestellt, als ich aufstand. Es waren laut Beate die besten in den letzten Tagen. Die Bilder von den ersten Nordlichtern hat sie jedenfalls alle wieder gelöscht... Auf einem kurzen Stadtbummel am darauffolgenden Vormittag trafen wir auch Kerstin und Mattias wieder. Auf der Rückfahrt hatten wir etwas viel Benzinverbrauch. Seit Dawson haben wir einen Zusatz dazugegeben, der den Verbrauch senken sollte, stattdessen stieg er immer weiter an. Auf dem Rückweg hatten wir einmal einen Durchschnittsverbrauch von 24 Liter pro 100 Kilometer. Etwas gar viel. Somit wurde der Zusatz wieder abgesetzt und der Verbrauch erholte sich wieder.

Am zweiten Tag unserer Rückreise wurde das Wetter leider zunehmend schlechter. Am dritten Tag regnete es nur noch. Die Strasse glich immer mehr einem Schlammbad und unsere Patrol hatte etwa die gleich Farbe, von oben bis unten.

Irgendwo kurz vor Tombstone rief Beate, da sei ein Camper mit einem Schweizer Kreuz am Strassenrand gestanden. Also umdrehen und anklopfen. Bei Anita und Markus, zwei Luzernern, verbrachten wir dann einige Stunden im warmen Truckcamper (Pickup mit Aufsetzkabine). Sie hatten viel zu erzählen von ihren Reisen mit dem Motorrad in der ganzen Welt und jetzt seit anderthalb Jahren mit dem Camper in Nord- und Mittelamerika. Wir konnten auch manchen hoffentlich guten Tipp für Mexiko und Guatemala mitnehmen. Nochmals vielen Dank für den Kaffee!

Wieder in Dawson angekommen, mussten wir den Patrol erstmal vom Schlamm befreien. Eigentlich wollten wir ihn ja nicht waschen bevor wir bei Köbi in Stewart eintreffen, doch nach dieser Schlammpackung musste es einfach sein… Frisch gewaschen geht’s jetzt auf nach Alaska.

 

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