Canol Road North

12. bis 19. August  2012                                                                                                 Autor: Marc

 

Canol Road North

 

"Halt, stop! Was ist das da links?", rufe ich aus. Beate bremst etwas überrascht durch meinen plötzlichen Ausruf ab. Am Strassenrand stehen unzählige alte Autos und Maschinen. Nun, sind wir also hier bei diesem Museum in Fort Nelson von dem ich im Reiseführer schon viel gelesen habe. In dem Moment habe ich jedoch nicht daran gedacht. Das Fort Nelson Heritage Museum zeigt sehr viel von der Geschichte der Erbauung des Alaska Highways. Massenweise alte Maschinen und Relikte des täglichen Lebens wurden hier angehäuft. Zum Teil etwas wirr angeorndet, aber doch faszinierend. Vom Grossdiesel, über unzählige z.T. top restaurierte Ford T's , diverse ausgestopfte Tiere bis hin zur Trapperhütte wird hier alles ausgestellt. Nach drei Stunden können wir uns dann endlich lösen. Ich hätte da aber gut und gerne auch 3 Tage rumschnüffeln können...

Im weiteren Verlauf unsere Route in den Norden durchfuhren wir den Stone Mountain Park, wo wir zuerst einige einzelne Caribous am Strassenrand sahen. Später zeigten sich dann noch einige Mountain Goats (Bergziegen). Als wir so weiterfahren kommt uns auf einmal ein Toyota Landcruiser entgegen - mit Schweizer Kennzeichen! Seine Bremsleuchten gehen auch sofort an. Bei einem gemütlichen Quatschen mit Michel und Ursi aus Solothurn erfahren wir dann auch noch einige interessante Dinge über den Norden und über unsere ersten Langzeitreisenden die wir getroffen haben.

Über Watson Lake mit seinem berühmten Schilderwald stossen wir immer weiter in den Yukon vor. (hier treffen wir auch unseren zweiten Langzeitreisenden, Dylan aus dem Glarnerland. Er ist mit dem Motorrad unterwegs und hat schon 50 Länder in den vergangenen zwei Jahren besucht. Jetzt kommt er von Prudhoe-Bay. Im Februar will er in Ushuaia sein. Da können wir mit unserer Reisegeschwindigkeit nicht mithalten...)  Unser Ziel ist seit einigen Tagen die Canol Road North. Laut Reiseführer ist dies die verkehrsärmste Strasse des Yukons. Genau das Richtige für uns. In Ross River starten wir also zu unserem kleinen Abenteuer. Die Strasse wurde im zweiten Weltkrieg erstellt um eine Pipeline von Norman Wells nach Whitehorse zu bauen. Die Pipeline besteht heute nicht mehr. Auch die Strasse ist nicht mehr durchgehen bis Norman Wells befahrbar. Aber immerhin 230 Kilometer kann man noch hochfahren (und dann auch wieder zurück!!!). Mal schauen ob wir das mit unserem Tank schaffen...

Am ersten Abend fuhren wir noch bis zum Dragon Lake. Dort trafen wir etwas überrascht auf einen Campground und einen auf den ersten Blick etwas sonderbaren Zeltbewohner, Gary. Er sei schon seit etwa einem Monat hier und habe früher auf einer Ölplattform gearbeitet. Jetzt ist er pensioniert.Wie sich herausstellte ein sehr netter Zeitgenosse mit dem wir eine schönen Abend verbrachten und so manches dazulernten: Bannock (Trapperbrot) zubereiten, fischen und Fisch filetieren. Ja, ich habe wirklich meinen ersten Fisch gefangen! Hätte nicht gedacht das die Dinger so stark ziehen. Es war ein ziemlicher Krampf den Fisch aus dem Wasser zu ziehen.

Gary machten uns auch noch auf etwas anderes "gluschtig": Pilze sammeln in der Nähe von Dease Lake. Damit sei ordentlich Geld zu verdienen. Er gehe morgen dahin und bleibe dann etwa fünf bis sechs Wochen. Pro Tag mache er dabei etwa 1000 Can-$. Hört sich sehr verlockend an und wir haben beide auch überlegt ob wir unseren ersten Teil der Reise nicht gleich wieder refinanzieren sollen, durch ein paar Tage Pilze sammeln... Doch schlussendlich entschliessen wir uns doch unsere Pläne fortzusetzen. Wir haben ja genügend lange gespart.

Die Canol Road wird immer schöner je weiter man vordringt. Am Anfang führte die Strasse noch nur durch Wald. Man sah nicht viel. Je weiter wir kamen, desto offener wurde die Landschaft. Und dann kam für mich das Highlight: immer wieder trafen wir auf abgestellte Pickups und Trucks aus den 40er Jahren. Diese wurde bei der Fertigstellung der Strasse einfach stehengelassen. Heute ein wunderschöner Anblick. Ich meine, man könnte einen Kalender nur mit Bildern dieser Autos machen, oder nicht?!

Das Ende der Canol Road (zu Ende ist sie ja eigentlich noch nicht...) befindet sich an der Grenze zu den Northwest Territories. Hier sind die Winterquartiere der Caribou-Herden. Auf dem Rückweg trafen wir dann noch einen Helipiloten. Er fliege "Explorers" in die abgelegensten Landschaften. Diese würden dann einige Tage dort rumstreifen und Gesteinsprobem sammeln. Womit man doch hier sein Geld verdienen kann!

Irgendwo treffen wir dann noch auf Thomas aus Deutschland. Er wisse alles über uns. Anscheinend hat er Gary getroffen und Gary redet gerne... Thomas will den Canol Heritage Trail machen, das heisst er will den Teil der Strasse wandern, der nicht mehr unterhalten wird. 370 Kilometer von dort wo wir waren bis nach Norman Wells. Norman Wells ist nur im Winter durch eine Strasse erreichbar. Thomas kauft sich dort also ein Kanu und fährt dann den Mackenzie River runter bis er wieder an den Dempster Highway gelangt. Das nenn ich mal ein Abenteuer. Ich wäre am liebsten gleich mitgegangen. Doch das muss ich mir für später irgendwann mal aufbewahren. Sämi wäre bestimmt dabei. Was meinst du, Sam?

 

zu den Bildern "Mackenzie - Ross River"

 

zu den Bildern "Canol Road"