Back in Canada

8. - 14. September 2012                                                                                           Autor: Marc

Back in Canada

Nachdem wir in Alaska wenig Wetterglück hatten, beschlossen wir schneller als eigentlich geplant nach Süden Richtung Stewart zu meinen Verwandten zu fahren. Von der Kennicott-Mine in Alaska legten wir unsere bisher längste Tagesetappe von mehr als 500 Kilometer zurück. Sicher hätte es einiges Sehenswertes entlang unserer Strecke gegeben, doch das Wetter war immer noch ziemlich schlecht. So besuchten wir nur das sehr schöne Visitorcenter vom Tetlin Wildlife Refuge. Wir könnten uns gut vorstellen, wie schön es hier wäre – bei schönem Wetter…

Leider blieben für uns auch die weiteren Sehenswürdigkeiten wie Kluane Nationalpark im Nebel und Regen verborgen. So erreichten wir bei immernoch ziemlich ungemütlichem Wetter Whitehorse. Hier konnten wir nochmal Einkaufen. Gegen Abend trafen wir dann ein Paar aus Frankreich, welches auch auf dem Weg nach Südamerika ist. Nicht mit einem grossen LKW oder einem Geländewagen. Nein, mit einer „Ente“, einem Citroen 2CV! Das beste (skurrilste) Reisefahrzeug dem wir bisher begegnet sind. Die beiden jungen Lehrer wollen das ganze bis Feuerland in einem Jahr schaffen. Sie waren wie wir auch auf dem Dempster Highway, ohne allzu grosse Probleme. Keine Reifenschäden, nichts. Bevor wir den beiden begegnet sind, fühlten wir uns in den USA und Canada immer als „die Kleinen“, mit unserem Patrol. Jetzt sah ich mich schon am Pläne für ein nächstes Reisefahrzeug zu schmieden, mit einem möglichst kleinen Basisfahrzeug. Ich denke da an einen Haflinger mit kleinem Wohnaufbau…?!?

Von anderen Reisenden (Ursi & Michel) wussten wir, dass es eine schöne Wanderung in der Nähe von Carcross gibt. Also nichts wie dahin. Das Wetter war leider immer noch nicht viel besser. Da der Weg zum Startpunkt der Wanderung über einen schmalen Offroad-Pfad führte, wollten wir zumindest mal diesen Weg fahren und dann entscheiden, ob wir die Wanderung machen sollen. Nun der Weg war schön, nicht sehr anspruchsvolles Offroad, aber schön. Am Startpunkt der Wanderung angekommen, beschlossen wir dem Fahrweg noch weiter zu folgen. Der Weg wurde noch etwas besser (bzw. schlechter, je nach dem wie man es sieht), bis es dann zu schneien begann. So drehten wir um und fuhren schliesslich an diesem Abend noch bis Carcross, in die kleinste Wüste der Welt, wo wir dann auch hinter einer Dünne übernachteten. Am Morgen lag auch hier eine dünne Schneeschicht. Schnee in der Wüste!

Inzwischen hatten wir von Köbi, meinem Onkel aus Stewart erfahren, dass das Wetter da unten besser sein soll. So machten wir wieder viele Kilometer am Stück, mit dem Ziel schnell nach Stewart zu unserem ersten grösseren Zwischenstopp zu gelangen. Zuvor sollten wir laut Köbi aber noch einen Zwischenhalt bei seinem Kollegen Toni in der Bear Paw Ranch machen. Toni, ein Österreicher der vor vielen Jahren ausgewandert ist und sich in der Nähe von Iskut ein wahres Paradies geschaffen hat, empfing uns leider mit einem etwas lädierten Rücken. Er wollte anscheinend einigen jüngeren zeigen, dass er auch schnell Quad fahren kann… Die Bear Paw Ranch und das angeschlossene Hotel hat er grössten Teils selbst aufgebaut. Vorallem das Wohnhaus ist ein wunderschönes Blockhaus. Auf die Frage was er denn gelernt habe – ich ging von Zimmermann aus – antwortete er: Werbegrafiker… Das wiederspiegelt das was ich schön an Canada finde: jeder muss nicht nur etwas können, sondern sich in vielen Bereichen zu helfen wissen. Wir wandelten dann auch noch auf Fredi’s Spuren, indem wir die Jagdhütte besuchten, wo Fredi, Röbi, Köbi und Toni bei Ihrem letzten Besuch einige Tage verbrachten. Toni empfahl uns dann für den nächsten Tag noch die Telegraph Creek Road zu machen, obwohl wir dafür einige Kilometer zurückfahren mussten. Die Strasse führt zu einer Indianersiedlung – welche man wie alle Indianersiedlungen nicht gesehen haben muss – durch eine wunderschöne Schlucht, den Stikine Grand Canyon.

Bei immer noch sehr regnerischem Wetter fuhren wir also zurück nach Dease Lake und dann auf die Telegraph Creek Road. Die erste Stunde auf dieser Strasse sei langweilig, meinte Toni noch am Vorabend. Ich meine mit dem richtigen Fahrzeug wäre die gesamte Strasse der absolute Hit. Das Auto müsste ein Mitsubishi Evo, ein Subaru Impreza oder noch besser irgendein World Rally Car sein… Dass es auch mit anderen Autos geht, stellten wir bei Kilometer 30 fest. Wer stand da am Strassenrand? Unsere beiden Freunde mit ihrer „Ente“; von oben bis unten mit Schlamm bedeckt. Sie wollten schon umkehren, was aufgrund der Strassenverhältnisse eigentlich verständlich ist. Doch ich konnte sie dann doch überreden mit uns bis zum Canyon zu fahren. Ich glaube im Nachhinein bereuten sie es nicht, ich weiss allerdings nicht ob sie wirklich wieder bis Dease Lake zurückgekommen sind…

Wir machten noch einige Videos für Ihren Sponsor, wie die Ente die steilen Hänge raufgekrochen ist. Dabei konnten Beate und ich auch immer wieder mal mitfahren. Ein spezielles Erlebnis, wenn der Motor bei einer 20%-Steigung zu schwach ist, und man wieder bis zur letzten Kurve zurücksetzen muss, um genügend Anlauf für einen zweiten Versuch zu holen… Die schlimmsten Steigungen haben wir zusammen gemeistert. Sie fuhren dann noch eine Weile vor uns her. Lustig zu sehen wie eine kleine Ente mit ihren schmalen Rädchen mit 60 km/h durch den Schlamm schwimmt… Wir überholten dann irgendwann, denn unser Nachtessen wartete auf uns in der Bear Paw Ranch! Auch einmal schön genau zu wissen wo man heute Nacht schläft und sich nicht mal ums Kochen zu kümmern. Vielen Dank Toni für deine Gastfreundschaft!

Von der Bear Paw Ranch ist es nur noch einen Katzensprung von ca. 320 Kilometer nach Stewart, wo wir am nächsten Tag bei Köbi, Hanna, Brian und Nancy ankommen wollten. Wie es uns bei unserem Besuch ergangen ist und was wir alles erlebt haben, im nächsten Bericht…

 

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