Alaska

28. August bis 9. September 2012                                                                               Autor: Marc

Alaska

Jeden Morgen das selbe Prozedere: ein Zerren und ein Reissen, ich glaub ich muss gen' ... In den letzten Tagen ist dieser frühe Morgengang noch etwas erschwert. Seit dem Denali Highway schlafen wir nicht mehr im Zelt. Grund sind weder die Bären noch die Kälte. Was uns mehr Mühe macht ist das regnerische Wetter. Das morgendliche Zusammenpacken des nassen Zeltes und dann das Wiederaufstellen des immer noch nassen Zeltes am Abend macht uns keinen Spass. Deshalb liegen wir die meiste Zeit unseres kurzen Alaskatrips im Auto. Langsam gewöhne sogar ich mich an die schmalen 135 Zentimeter Breite. Wir sind ja nicht gerade die dicksten Leute, aber es soll Reisende geben die sich gerne auf weniger als 1 Meter Breite kuscheln...

Ein kurzer Rückblick: bei unserer Rückkehr vom Dempster Highway hatten wir ja schon sehr schlechtes Wetter. In Dawson City machte es den Anschein, dass das Wetter wieder besser wird. Über den Top of the World Highway gelangten wir dann über einen kleinen Grenzübergang mit vielen Holzscheiten (man darf kein Feuerholz aus Canada einführen... - wir haben aber unseren Scheitstock vom Arctic Circle immer noch...) nach Alaska. Richtung Chicken trafen wir dann wieder mal ein schönes heimisches Schweizer Nummernschild. Markus und Emy hatten ein kleines Problem mit Ihrem Ducato Camper. Glücklicherweise sprang er dann nach einiger Zeit wieder an. Ich bin wirklich froh, dass wir praktisch keine Elektronik im Patrol haben. Probleme mit der Elektrik hatten wir bisher zwar auch einmal (Tachosignal - Kabelbruch), doch diese gehen leider auf den Vorbesitzer zurück. Ich bin mal gespannt was mit der Zeit noch alles zum Vorschein kommt, was dieser sich "Fahrzeugelektriker" schimpfende, alles verbrochen hat...

Nun, Chicken hatte ausser dem originellen "Downtown Chicken" bestehend aus drei Häusern und einem guten Hamburger nicht wirklich viel zu bieten. Wir fuhren also noch etwas weiter, wo wir einem alten Indianer, der mit plattem Reifen angefahren kam noch halfen seine Schrottkiste wieder einigermassen fahrbar zu machen. Die zwei "guten Taten" wurden dann am Abend mit feinen Lachsspaghetti von Toni und seinen Berner Kollegen belohnt. Sie sind auf dem Weg zur Prudhoe Bay auf der Fotojagd nach Bären, Caribous und Nordlichtern. Beate konnte sich da gut austauschen mit ihren Bildern von Inuvik. Ich musste dann in der Nacht noch zweimal blitzartig, bei ca. 2-5 °C aufstehen, um zum etwa 200 Meter entfernten Plumpsklo zu eilen- Nordlichter habe ich dabei keine gesehen.

Unsere Reise ging dann weiter Richtung Denali Nationalpark. Wir nahmen dabei die Strecke über den nicht aspaltierten Denali Highway. Dieser ist von Touristenwohnmobilen sehr wenig befahren. Wie wir dann selbst rausfanden dafür um so mehr von einheimischen Jägern, die langsam die besten Plätze für die Ankunft der Caribouherde einnahmen. Unter Jagd muss man sich in Alaska etwas leicht anderes vorstellen als in der Schweiz. Jeder Jäger fuhr mit seinem grossen bis XXL-Wohnmobil an. Angehängt ein Anhänger mit mindestens 2 - 3 Quads, besser noch ein grosses ATV (kleines Buggyähnliches Gefährt). Der fahrzeugmässig Bestausgerüstete zog hinter seinem Wohnmobil einen Jeep Wrangler mit ca. 38 Zoll Bereifung, extremer Höherlegung und dem passenden Offroad-Anhänger her. Auch kleine, panzerähnliche Amphibienmobile haben wir diverse Male gesehen. Aufgrund der vielen Jäger haben wir dann aber fast keine Tiere gesehen. Ein paar Caribous und einen Elch von weitem. Was umso interessanter war, ist die Tatsache das schon Kinder ab 10 Jahren jagen dürfen - ohne Prüfung oder irgendwelche Ausbildung. Da lob ich mir doch die Jagdweise in der Schweiz und natürlich speziell in Graubünden. Wir trafen eine Familie mit drei Buben. Der eine hatte letztes Jahr einen Elchbullen geschossen, der andere vor zwei Wochen ein grosses Dallschaf. Beide Jungen waren gerade knapp 10 Jahre alt...

Am nächsten Morgen sammelten wir noch viele Blueberries (Heidelbeeren). Da es nur für's Müsli zuviele waren, übte sich Beate noch im Konfitüre/Hung machen. Mit Erfolg! Seither haben wir ein grosses Glas Heidelbeer-Konfitüre (Hung!). Auf dem Denali Highway haben wir übrigens auch unser letztes Mal im Zelt geschlafen. Es braucht wohl keinen Kommentar, wie das Wetter seither war...

Den Weg zum Denali Nationalpark hätten wir uns im Nachhinein sparen können. Erstens war alles sauteuer, zweitens hätte man alles zum voraus reservieren müssen und drittens war das Wetter alles andere als einladend. So beschlossen wir nach Süden Richtung Anchorage zu fahren, in der Hoffnung auf besseres Wetter. In Anchorage angekommen sahen wir dann das der Wetterbericht für die nächsten zwei Wochen keine grossen Besserungen versprach. Nach langen Überlegungen entschlossen wir uns dann doch noch dazu auf die Halbinsel Kenai runterzufahren. Wir wanderten zu einem Gletscher und beobachteten Lachse in einem kleinen Bach. Der Regen begleitete uns auch weiterhin.

Ganz unten auf der Halbinsel angekommen- in Homer- war es dann auch recht schön. Nicht wettermässig, sondern landschaftlich. Hier gibt es eine natürliche Barriere zwischen Meer- und Süsswasser, welches von den Gletschern runterfliesst. Eine dementsprechende Artenvielfalt vorallem von Vögeln hat sich deshalb hier angesiedelt.

Auf dem Rückweg besuchten wir nochmals den kleinen Fluss der Lachse. Wir hatten schon letztes Mal aufgrund unmissverständlicher Spuren gesehen, dass sich hier noch jemand für die Lachse interessiert. Unsere Warterei bis in den späten Abend wurde schliesslich belohnt. Ein Bär kam aus dem Gebüsch und pickte sich sein Dessert aus dem Fluss. Das Ganze keine 30 Meter von uns entfernt.

Da das Wetter immer noch zwischen schlecht und hundsmiserabel schwankte, wollten wir nun ins Landesinnere weiter. In Anchorage machten wir noch einen Stop um Beate's Objektiv reparieren zu lassen. Über den sehr schönen Glenn Highway ging es entlang von den ersten von Schnee leicht bezuckerten Berge und einigen mächtigen Gletschern nach Osten. Unser Ziel war nun die Kennicott Mine, eine verlassene Mine im Wrangell St. Elias Nationalpark, dem grössten Nationalpark der USA.

Die Anfahrt über eine Schotterstrasse hat sich für uns gelohnt. Wir hatten das grosse Glück einen Luchs aus nächster Nähe bei seiner Jagd auf einen Vogel zu beobachten. Er liess sich von uns nicht im geringsten stören und Beate konnte somit ihre Fotos schiessen.

Die Mine war recht schön. Doch man könnte auch hier böse sagen: die Amerikaner sind sehr gute PR-Leute. Sie machen aus jeder Mücke einen Elefanten.

Auf der Rückwanderung nach McCarthy trafen wir Janet und Mark, mit welchen wir uns sehr gut unterhielten. Wir waren so in unsere Unterhaltung vertieft, dass wir den Schwarzbären, welcher unseren Weg kreuzte fast übersehen hätten... Janet und Mark boten uns dann noch an in ihrem gemieteten Blockhaus eine Dusche zu nehmen. Ob wir schon so gestunken haben? Wir wissen es nicht...

Mittlerweile sind wir in Whitehorse, Canada angekommen. Das Wetter ist immer noch nicht besser und es zieht uns magisch Richtung Süden!

 

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